Beim Klavier-Festival Ruhr beflügeln 113 Pianisten aus 23 Nationen 28 Bühnen in 19 Städten – von Dortmund bis Duisburg und von Recklinghausen bis Wuppertal. Von den insgesamt 65 Konzerten des diesjährigen Festivals vom 9. Mai bis zum 12. Juli gehen vier Klavier-Konzerte in der Mülheimer Stadthalle über die Bühne.
Dass Mülheim trotz der relativ geringen Anzahl von Konzerten, wenn auch hochkarätig besetzt, geschätzt wird, zeigt, dass Festival-Intendant Franz Xaver Ohnesorg „die uns sehr am Herzen liegenden Mülheimer Veranstaltungen“ in der Stadthalle persönlich und bestens gelaunt vorstellte.
Einschränkungen bei der Planung
Neben den großen Konzerthäusern wie Dortmund und Essen, die in den letzten Jahren entstanden sind, zählen bei der Wahl des Auftrittsortes auch die Wünsche der Künstler und Sponsoren ebenso wie die komplexe Organisation. Was die Veranstaltungsplanung der Städte betrifft, erläutert Ohnesorg „stehen wir oft in der zweiten Reihe“. In Mülheim habe man häufig im Mai/Juni kaum eine Chance, „weil dann hier Theatertage sind“. Da sei man sehr eingeschränkt. Auch das wäre ein Grund, „warum es nicht mehr so viele Konzerte in Mülheim gibt“.
Dafür dürfen sich die Freunde des Klavier-Festivals auf eine kleine funkelnde Auswahl mit teils selten erklingenden Glanzstücken namhafter Virtuosen freuen. Wie die junge Russin Anna Gourari, die sich in den letzten Jahren aus den verschiedensten Gründen rar gemacht hatte, jetzt voll engagiert an die Tasten zurückgekehrt ist, „und begeistert Ja gesagt hat“, so Ohnesorg. Bei ihrem Ausflug in den Film setzte ihr Werner Herzog in „Invincible“ ein Denkmal. Am Samstag, 10. Mai, wird Anna Gourari zum Ausklang des Abends mit der Suite 1922 op. 26 von Paul Hindemith Spritziges präsentieren, „was selten zu erleben ist“, sagt Ohnesorg, darunter Ragtime.
Es folgen am 26. Juni die Tasten-Artistinnen Christina und Michelle Naughton aus New York City. Zwillinge, die sich prächtig verstehen, und auch am Klavier wird ihre besondere Harmonie hervorgehoben (Programm s. unten).
Als ein „Überflieger“, der in der Lage ist, selbst schwerste Repertoire-Brocken innerhalb kürzester Zeit einzustudieren, wird Igor Levit gefeiert. In der Stadthalle wird er am 30. Juni den „Beethoven-Gipfel“ des Festivals beschließen und als dritter Interpret des Festivals die letzten drei Klavier-Sonaten des Komponisten vorstellen. Ein fulminanter Abschluss erwartet die Gäste am 3. Juli, wenn die portugiesische Pianistin Maria João Pires vom Kölner Kammerchor begleitet, Mozart zelebriert. Ebenso preist Ohnesorg ein Festival, „das gut aufgestellt und positioniert ist“. Seit der Initiativkreis Ruhr mit der Stiftungsgründung des Festivals das Generalsponsoring zurückgefahren habe, sei es gelungen, die reduzierte Förderung durch private Spenden aufzufangen. „Wir bleiben auch künftig das kulturelle Leitprojekt des Initiativkreises.“