Mülheim. . Sie sehen dasselbe, aber sehr unterschiedlich: Die Kritiker sprechen von einem erhaltswerten Wald, die Befürworter von einer überwucherten Dreckecke. Gemeint sind Bäume an der Oberheidstraße, die weichen sollen, um den Blick auf das „Café del Sol“ freizugeben. Der Stand der Planungen wurde nun vorgestellt.

So viel positive Energie ist selten auf Bürgerversammlungen. „Super Konzept“, heißt es da Dienstagabend im Familienzentrum der Kirchengemeinde Christ-König, „eine Bereicherung“, „hervorragend“, „endlich“ und: „Das ist ein Plan, der mich begeistert!“ Verschiedene Dümptener Bürger loben da das Konzept des Planungsamts und des Investors, der an der Oberheidstraße ein „Café del Sol“ errichten möchte. Doch natürlich kam die rund einstündige Veranstaltung nicht ganz ohne Gegenstimmen aus. Die waren zwar in der Minderzahl, aber vehement. Grund: Um den Blick auf das geplante Restaurant freizugeben, sollen Bäume gefällt werden.

Den Stand des vorhabenbezogenen Bebauungsplans stellte Felix Blasch vor, der als Abteilungsleiter beim Stadtplanungsamt für die verbindliche Bauleitplanung verantwortlich ist. Der seit den 1980ern geltende B-Plan erlaubt auf dem Areal, das begrenzt von Oberheidstraße und A40 zwischen der Straßenbahnschleife der MVG und einer Tennishalle liegt, neben Parkplätzen und einer „Friedhofserweiterungsfläche“ eine Sportstätte. Der Friedhof soll nun überplant, die Sporthalle durch Gastronomie ersetzt werden.

Das Café spaltet die Meinungen der Anwohner

Die soll neben einem Außenbereich mit überdachten Terrassen das Hauptgebäude im Stil einer „Südstaatenvilla“ umfassen. Deren Aussehen steht fest, ist das „Café del Sol“ doch Teil einer Kette mit 27 identischen Restaurants. Dazu ist ein Parkplatz mit 103 Plätzen vorgesehen. Die Tram-Schleife bleibt unverändert, jedoch werden zwei Drittel der in deren Mitte wachsenden Bäume entfernt und durch eine neue Bepflanzung ersetzt. Dies ist dem Investor wichtig, damit sein Café von der Aktienstraße aus sichtbar ist. Als Ausgleich werden neue Bäume gepflanzt: Auf der gegenüberliegenden Seite der Oberheidstraße würden zwei bestehende Waldflächen verbunden.

Eben dieser letzte Punkt stört die meisten Kritiker: Ein Herr verweist auf das Pfingstunwetter und den geschwundenen Baumbestand, auf dann fehlenden Emissionsschutz, auf Bedenken des Landschaftsbeirats. Eine andere Dümptenerin findet das Café schlicht „nicht erforderlich“. Eben da erntet sie großen Widerspruch. Die anwesenden Oberdümptener sehen das ganz anders, sie wähnen sich in einem gastronomischen Niemandsland. „Wir brauchen im Mülheimer Norden ein Objekt für junge Familien“, sagt ein Anwesender und spricht damit für viele. Einem anderen gefällt nicht, dass Felix Blasch die dortigen Bäume als „Wald“ bezeichnet. Dazu fehlt ihm die Aufenthaltsqualität: „Das ist kein Wald, das ist eine Dreckecke!“

Oberheidstraße soll 2018 ausgebaut werden

Großes Thema bei der Bürgerversammlung im Familienzentrum war Dienstagabend auch der Verkehr: Eine Frau machte sich Sorgen um zunehmenden Autoverkehr und verwies da auf die 103 geplanten Parkplätze. Abteilungsleiter Felix Blasch betonte, dass es ein detailliertes Verkehrsgutachten noch geben wird, jedoch derzeit – basierend aus Erfahrungen von „Café del Sol“-Filialen in anderen Städten – von höchstens 400 Fahrzeugen pro Tag ausgegangenen wird, von denen die meisten wohl gen Aktienstraße fahren. Blasch: „Bei 20.000 Fahrzeugen, die dort täglich langfahren, fällt das kaum ins Gewicht.“ Zudem gebe es Pläne, das Grundstück des „Café del Sol“ an den Fahrradweg, der neben der A40 verläuft, anzuschließen.

Teil der Planungen ist in Höhe des Restaurants zudem die Verbreiterung der Oberheidstraße. Dies ist laut Felix Blasch ein Vorgriff auf eine bereits seit den 1980ern geplante Maßnahme: „Die Oberheidstraße soll 2018 ausgebaut werden.“