Mülheim. Kunstunterricht der anderen Art: Otto-Pankok-Schüler beschäftigten sich mit den Betonflächen im Stadtraum. Ihre Arbeiten sind im Schaufenster vom Hotel Noy in der Mülheimer Innenstadt zu sehen.

Die Dia-Schau, die Foto für Foto über die Wand im Foyer des Kunstmuseums tickert, zeigt die ganze Bandbreite der Tristesse einer Stadt: Nackte Betonwände, mit Graffiti verunstaltete Fassaden und Schaufenster des ehemaligen Kaufhofs, Schmierereien an Hauswänden und auf Stromkästen, an Säulen und der U-Bahn-Haltestelle Eichbaum, kahle Plätze und und und. „Das Entscheidende, was uns diese kleine Bildserie zeigt, ist, was wir den jungen Menschen in der Stadt hinterlassen“, sagt der Berliner Künstler Manuel Schroeder. Und so stelle sich die Frage, was mit dem Baumaterial aus Beton zukünftig geschehen solle.

Mit dieser Frage haben sich die Schüler der Jahrgangsstufe 8 der Otto-Pankok-Schule auseinandergesetzt. Bei dem Kunstprojekt „Create your City!“ unter der künstlerischen Leitung von Manuel Schroeder haben die jungen Leute ein Jahr lang den urbanen Raum erforscht und sich mit den öden Hinterlassenschaften beschäftigt. Über ihre Pflichtstunden hinaus. Das Projekt lief im Rahmen des Landesprogrammes „Kultur und Schule“.

Sensibler für die Umgebung geworden

Dabei herausgekommen sind eine Reihe von Ideen, wie die grauen Orte bunter, schöner und lebendiger werden könnten. Mit Digitalfotografie, Zeichnungen, Skizzen auf Papier und Texten haben sich die Schüler ans Werk gemacht und ihre neue Gestaltung in Bildern und Reliefs dargestellt. Zu sehen sind die Arbeiten in einer Schaufenster-Ausstellung im Hotel Noy an der Schloßstraße. Nach den Ideen der Schüler leuchten Betonkästen Gelb, Orange und Pink, Farbtupfer, bunte Muster und Regenbögen verzieren nackte Flächen, Rückseiten von Häusern, Gebäuden und öde Plätze. „Die grauen Platten waren schon beschädigt, ganz düster und mit Graffiti überzogen“, sagt Irma Softic (13), „da haben wir Farbe ins Spiel gebracht, damit der Platz einladender aussieht“. Normalerweise, sagt Hanna Fleischer (14), finde der Kunstunterricht in der Schule statt. „Doch diesmal haben wir uns bewusst durch die Stadt bewegt und gelernt auf Dinge zu achten, die man vorher nicht gesehen hat.“ Und auch Julia Minga (14) gefällt „die kreative Arbeit über die Schule hinaus“. Die andere Herangehensweise ohne eine konkrete Aufgabe zu erhalten, „das war zwar schwierig für die Schüler“, sagt Kunstlehrer Hans-Peter Hepp, „aber auch ein großer Gewinn“.

Die jungen Mülheimer sind sensibler für ihre Umgebung geworden, machen sich Gedanken über ihre Stadt. Ein Projekt, das in die moderne Unterrichtsentwicklung passe, meint Ulrich Bender, stellvertretender Schulleiter. Der Prozess des aktivierenden Lernens und Arbeitens werde dabei spürbar „im Sinne eines ganzheitlichen pädagogischen Ansatzes“. Schroeder appelliert an die Schüler, mutig zu bleiben und Initiative zu ergreifen.