Mülheim. Beim Public Viewing der Christusgemeinde und des Vereins „Love from Africa“verfolgen 400 Fans aus beiden Lagern das WM-Spiel zwischen Deutschland und Ghana.

Um 22.20 Uhr am Samstagabend glich der Gottesdienstraum der Mülheimer Christusgemeinde einem Hexenkessel. Gerade hatte die ghanaische Fußballnationalmannschaft im WM-Spiel gegen Deutschland das 2:1 erzielt und zumindest die Hälfte der knapp 400 Zuschauer beim Public Viewing an der Uhlandstraße war völlig aus dem Häuschen. Dass die Sensation am Ende ausblieb, konnte am fröhlichen Fußballabend unter dem Motto „Fußball-WM für alle Welt“ überhaupt nichts ändern.

Rückblende: Bereits eine gute halbe Stunde vor dem Spiel tanzten und trommelten die afrikanischen Fans bereits im Garten des Gemeindehauses, so dass selbst viele deutsche Zuschauer im Takt der Musik mitwippten. Pastor Ekkehart Vetter hatte derweil alle Hände voll zu tun und trug schwere Kisten mit Getränken quer durch den Raum.

„Die Menge hat uns ein bisschen überfahren“, muss Vetter gestehen. Er hatte mit höchstens 150 Fans gerechnet. Gekommen sind mehr als doppelt so viele. „Wir mussten dann auch in den Gottesdienst-Raum wechseln, das war ursprünglich gar nicht geplant“, verrät der Pastor und führt aus: „Aber Facebook macht’s möglich. Wir haben die Veranstaltung dort auch angekündigt und das hat sich offenbar gelohnt“.

Nächste Veranstaltung mit afrikanischem Flair: Afropa

Nachdem der Verein „Love from Africa“ das Public Viewing zum WM-Spiel Deutschland – Ghana mitorganisiert hatte, steht am ersten Juli-Wochenende das Kulturfest Afropa an.

Zwei Tage volles Programm bringt das Festival am Samstag, 5. Juli (14 bis 22 Uhr), und am Sonntag, 6. Juli (11 bis 21 Uhr), in den Innenhof des Kunstmuseums, Synagogenplatz 1. Ziel des Festes ist es, ein besseres Verständnis zwischen den Nationen zu schaffen.

Das gibt es: ganz viel Musik, von HipHop bis Gospel sowie eine afrikanische Tanz- und Akrobatikshow, Aktionen zum Mitmachen, Kunsthandwerk und afrikanische Leckereien. Der Eintritt ist frei.

Langjährige Zusammenarbeit

Mitarbeiter der Gemeinde mussten kurz vor dem Spiel noch einmal in den afrikanischen Großhandel fahren, damit die Verpflegung auch für alle Besucher ausreichte. Organisiert wurde das Public Viewing von der Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem Verein „Love from Africa“. „Wir arbeiten schon seit einigen Jahren zusammen. Angefangen hat es mit gemeinsamen Gospelkonzerten. Mittlerweile unterstützen wir den Verein bei vielen Aktivitäten“, erklärt Ekkehart Vetter.

Bevor das Spiel beginnt werden die Hymnen lautstark geschmettert – beide! Die ghanaischen Fans sind noch guter Dinge. Benjamin Mensah wird nicht müde, sein Wunschergebnis immer und immer wieder durch den Raum zu rufen: „Deutschland null, Ghana eins!“

Die gute Stimmung wird auch während des Spiels aufrecht erhalten. Laute „Deutschland, Deutschland“-Rufe werden von den Afrikanern stimmgewaltig beantwortet.

Kurz nach der Pause – Deutschland liegt mittlerweile in Führung – kochen die Emotionen auf der Empore des Saals in den Reihen der Ghana-Fans kurzzeitig über. Doch genau in diesem Moment fällt das erste Tor für die Afrikaner und lässt allen Ärger im Nu verschwinden.

Emotionaler Höhepunkt des Abends

Doch damit noch nicht genug: der zweite Treffer Ghanas sorgt für den emotionalen Höhepunkt des Abends. Afrikaner springen auf die Bühne und vollführen Freudentänze, während andere auf der Empore deutschen Kindern ihre Trommel klauen und einen freudigen Rhythmus anstimmen. Überall wehen die rot-gelb-grünen Fahnen.

Kloses 2:2 sorgt für ein bisschen Ernüchterung auf der einen und Erleichterung auf der anderen Seite. „Für diesen Abend war das Ergebnis einfach perfekt“, sagte Pastor Ekkehart Vetter nach dem Schlusspfiff mit einem Schmunzeln. Eine Wiederholung bei dieser WM sei bislang nicht geplant, aber möglich.

Ein Großteil der Fans zog dann weiter zur Eppinghofer Straße, wo die Afrikaner in der Nähe des Kreisverkehrs ausgelassen feierten, als wären sie gerade Weltmeister geworden.