Mülheim. . Catharina Craghs (19) und Sabrina Sackers (18) werden in den nächsten Wochen Nationaltrikots tragen –als Zuschauerinnen. Ihre eigenen Fußballkarrieren mussten die beiden Mülheimer Gesamtschülerinnen verletzungsbedingt beenden.
Die Freundinnen Catharina Craghs (19) und Sabrina Sackers (18) haben ihr Abitur an der Willy-Brandt-Schule gerade geschafft bzw. noch vor der Brust. Sie spielten rund zehn Jahre lang ambitioniert Fußball, doch ihre Sportkarrieren mussten beide nach Knieverletzungen beenden, verursacht durch Fouls auf dem Platz. Sie sind ausgebildete Fußballassistentinnen und leiten eine Mädchen-Fußball-AG an der Gemeinschaftsgrundschule Styrum. Für uns werden Catharina und Sabrina nun bis zum Finale jede WM-Runde kommentieren.
Mal angenommen, keine Verletzung hätte Euch gestoppt: Wie weit hätte Euer Talent gereicht?
Sabrina Sackers: Ich glaube, dass ich jetzt Stürmerin in der Nationalmannschaft wäre. Jedenfalls war ich schon beim Sichtungstraining in der Sportschule Wedau.
Catharina Craghs: Ich weiß es nicht genau, aber ich habe bei der Ruhrolympiade auch schon im DFB-Team gespielt.
Warum habt Ihr die Fortbildung zu Fußballassistentinnen gemacht?
Sabrina: Weil wir erst dachten, das wäre ein richtiger Trainerschein, und den Kontakt zum Fußball nicht ganz verlieren wollen.
Catharina: Mit Kindern zu trainieren, macht Spaß. Sie lernen schnell und haben noch Respekt.
Spiele im Schweinsteiger-Trikot verfolgen
Seid Ihr schon im WM-Fieber?
Catharina: Also, ich auf jeden Fall. Ich habe schon getippt mit meiner Familie und Freunden. Zu Hause im Garten haben wir Deutschland-Girlanden aufgehängt. Dort kommt noch ein Beamer hin.
Sabrina: Wir machen auch Public Viewing im Garten. Vielleicht gehe ich bei besonderen Spielen mal in die Köpi-Arena in Oberhausen.
Welches Trikot werdet Ihr tragen?
Beide: Deutschland, ganz klar.
Catharina: Ich habe eins von Schweinsteiger mit der 7, die früher auch meine Rückennummer war.
Lest Ihr Fußballmagazine?
Sabrina: Eigentlich nicht. Ich schaue aber ab und zu im Internet, was die Sportzeitungen so posten.
Catharina: Ich hole mir morgens beim Frühstück immer als Erstes den Sportteil aus der Tageszeitung.
Kritik an Entscheidung des Bundestrainers
Sind die ganzen Stories rund um das Nationalteam für Euch ein Thema?
Catharina: Ja, das mit Reus ist bitter. Und dann nominiert der Bundestrainer Mustafi nach, den kaum einer kennt. Er hätte lieber Volland mitnehmen sollen.
Sabrina: Zum Glück ist Neuer wieder im Training. Und sogar richtig gut. Der springt, als hätte er gar nichts gehabt.
Wer wird Fußball-Weltmeister?
Catharina: Ich würde sagen, Argentinien, Brasilien, Portugal, Deutschland oder Spanien. Einer von diesen Fünfen.
Sabrina: Ich tippe eher auf Spanien. Oder Italien, die sind ganz frech.
Habt Ihr das Fußballspielen eigentlich komplett aufgegeben?
Catharina: Nein, manchmal gehen wir mit Freunden in die Soccer-Halle, passen aber sehr auf, dass wir uns nicht wieder verletzen.
Mit Freunden oder mit Freundinnen?
Catharina: Vorwiegend mit Jungs. Es gibt nicht so viele Mädchen, die Interesse am Fußball haben.
Sabrina: Viel mit Jungs, da wir im Freundeskreis nur ein Mädchen haben, das gerne mit uns spielt. Als ich anfing, habe ich vier Jahre bei den Jungs gespielt, da gab es so junge Mädchenteams noch nicht.
Mehr für Mädchenfußball werben
Wie könnte man mehr Mädchen zum Kicken motivieren?
Catharina: Man müsste viel mehr Werbung dafür machen.
Fangt doch mal an: Was ist das Tolle am Fußball?
Catharina: Die Emotionen sind ganz wichtig.
Sabrina: ... das Teamgefühl. Man freut sich als Mannschaft. Ich könnte nie Sport alleine machen.
Stellt Ihr oft fest, dass Leute Fußballkommentare abgeben, obwohl sie keine Ahnung haben?
Catharina: Ja, sehr oft. Weil sie nicht als Außenseiter da stehen wollen.
Sabrina: Ich denke mir dann meinen Teil, sage aber nichts. Ich finde sowas eher lustig.
Sechs Mädchen in Mülheim als Fußballassistentinnen fit gemacht
„Mädchen mittendrin“ heißt das landesweite Projekt, in dessen Rahmen sechs Schülerinnen in Mülheim zu Fußballassistentinnen ausgebildet wurden. Der dreitägige Kurs lief Ende März und qualifiziert die Mädchen, Fußballgruppen oder -AGs in Schulen oder Vereinen zu leiten. Koordiniert wird das Projekt von der Uni Duisburg-Essen.
Außer Catharina und Sabrina nahmen je zwei Mädchen von der Luisenschule und der Realschule Mellinghofer Straße am Kurs teil, die Jüngste ist 14, die Älteste 19.