Mülheim. . Die Fronten sind klar: Das Duo Urban Priol und Jochen Malsheimer will es zeitgemäß und mediengerecht „menscheln“ lassen, während Georg Schramm ernsthaft über Politik diskutieren möchte. Gemeinsam sorgten die Drei bei ihrem Gastspiel in der Mülheimer Stadthalle für einen unterhaltsamen Abend.
Mit diesen drei Schwergewichten kann ein Kabarett-Abend kaum schief gehen: In der Reihe „Kulturgut“ waren die aktuellen Bühnenstars Urban Priol, Jochen Malmsheimer und Georg Schramm in der Stadthalle in einer gemeinsamen Show zu erleben, die erwartungsgemäß für ein volles Haus sorgte.
Volles Haus, vielseitiges Programm
Georg Schramm, ein scharfsinniger Vertreter des intellektuellen politischen Kabaretts, traf dabei auf die beiden deutlich jüngeren Dampfplauderer Priol und Malmsheimer, die spätestens aus ihrer gemeinsamen ZDF-Show „Neues aus der Anstalt“ einem großen Publikum bekannt geworden sind. Der 1961 geborene Urban Priol, ein zappelnder Entertainer mit wirrem Haarschnitt, sein Altersgenosse und Ex-Tresenleser Jochen Malmsheimer und der 1949 zur Welt gekommene gelernte Psychologe und Gewerkschaftssekretär Georg Schramm garantieren auf jeden Fall ein vielseitiges und inhaltlich höchst unterschiedliches Programm.
Schnell wird deutlich, dass der muntere Herr Priol und sein Freund Malmsheimer für ihren in den Ruhestand scheidenden Kollegen Schramm ein Abschiedsfest vorbereiten und diesen, sobald „er bedeutungsschwer Luft holt, mit der Amüsiergrätsche stoppen“. Zwei Welten prallen aufeinander, die Fronten sind klar: Das Duo will es zeitgemäß und mediengerecht „menscheln“ lassen. Event-Kochen ist angesagt, die Quote muss stimmen und Tiefgang ist als Spaßbremse zu vermeiden. Schramm will dagegen auf keinen Fall „Ballett, Tanz, Gesang und Parodien“ und dafür ernsthaft über Politik diskutieren. Dazu präsentierte er in einem Solo-Vortrag seinem Publikum mit messerscharfer Analyse und schwarzem Humor die düstere Lage der kapitalistischen Welt.
Heiter ging es dann zu, als sich Urban Priol als Helmut Kohl für das Fest vorbereitete, dessen Tonlage er mit großem schauspielerischem Talent durchaus trifft. Überhaupt gehörte seine Solo-Nummer zu den Höhepunkten dieser doch insgesamt sehr unterhaltsamen und amüsanten Show, die ganz im Sinne des traditionellen Kabaretts mit den Mitteln des Klamauks auch viel Richtiges über die Politik zu sagen hatte. Viel Beifall für drei Bundesligisten des deutschen Kabaretts.