Mülheim. . Das diesjährige „Stücke“-Festival wurde mit „Gasoline Bill“ von René Pollesch eröffnet. Trotz Fußball-Finales und gutem Wetter kamen reichlich Besucher in die Mülheimer Stadthalle.

Selbst wenn das Pokalfinale für den BVB verloren gegangen ist – die Mülheimer Theatertage hatten Samstagabend von Anfang an gewonnen. Trotz König Fußball und Königswetter füllte sich das stilvoll gestaltete Foyer der Stadthalle schon beim Empfang reichlich mit Gästen. Ganz im Sinne der Theatertage „rollen wir keinen roten Teppich aus, sondern einen Textteppich als Anerkennung für unsere Autoren“, sagte Stephanie Steinberg. Die langjährige Stücke-Dramaturgin hat die Festival-Leitung für den erkrankten Udo Balzer-Reher übernommen.

Bei der Eröffnung sprach Peter Landmann vom Kulturministerium NRW von „einem Festival mit Weltruf“. Er sei zudem „stolz auf die 2010 etablierten Kinder-Stücke“. Als ein„Seismograph der Entwicklung des Theaters im deutschsprachigen Raum“ bezeichnete Bürgermeister Markus Püll die Mülheimer Theatertage.

Neuer Moderator am Start

Daneben gab es an diesem Abend weitere Premieren lokaler und überregionaler Art: Mit Tilman Raabke, Chefdramaturg am Theater Oberhausen, ist ein neuer Moderator der Publikumsgespräche am Start – nach elf Jahren hatte sich Gerhard Jörder bei den vergangenen Stücken verabschiedet.

Das „Spardosen-Terzett“ mit Rainer Lipski, Kai Struwe und Peter Thoms, die allesamt Helge Schneider auf seiner neuen Tour begleiten, stimmte swingend auf einen Theaterabend ein, der rasant, schrill und schräg in bester Pollesch-Manier über die Bühne gehen sollte. In „Gasoline Bill“ gab es ebenfalls gute Bekannte zu entdecken. Autor und Regisseur René Pollesch, mehrfach zu den Stücken eingeladen und zweimaliger Dramatikerpreisträger, hatte zum 200-jährigen Stadtjubiläum 2008 auch seine Ruhr-Trilogie hier inszeniert.

Flirrend Glitzernder Vorhang

Hinzu gesellten sich Schauspieler wie Sandra Hüller und Kristof van Boven (beide erstmals im Pollesch-Team) mit Mülheim-Erfahrung. Neben Auftritten in Stücken wurde Kristof van Boven mit dem Gordana-Kosanovic-Schauspielerpreis 2013 vom Theater an der Ruhr ausgezeichnet.

In „Gasoline Bill“ von den Münchner Kammerspielen schlug sich das gesamte Ensemble vital und in bester Rodeo-Art unter dem flirrend-glitzernden Vorhang durch diese tiefsinnige Saloon-Komödie, in der obsessive Neurotiker und toxische Subjekte auf der Suche nach Mitgefühl, dem Erlösungsversprechen und der Doppelhaushälfte scheitern. Sie kreisen so lange um sich selbst, bis alle Textblätter von der schnellen Drehbühne fliegen.

Weitere Beiträge

Dass die Fetzen flogen – soweit kam es beim anschließenden Publikumsgespräch dann doch nicht mehr. Wenngleich es der neue Moderator zum Einstand mit einem schwierigen Brocken zu tun hatte: René Pollesch beantwortete vom Podium herab Fragen nach Nachspielbarkeit, Entstehungsprozess und Autorenschaft des Stückes. Eine Kommunikation, die mitunter ins Leere lief.

Der zweite Wettbewerbsbeitrag „Du (Normen)“ von Philipp Löhle in einer Aufführung des Nationaltheater Mannheim ist am Dienstag und Mittwoch, 20. und 21. Mai, jeweils 19.30 Uhr, in der Stadthalle (Studio) zu sehen.

Die Kinder-Stücke starten am heutigen Montag mit „Mensch Karnickel“ von Rudolf Herfurtner und dem Theater Osnabrück im Theater an der Ruhr. Es gibt zwei Vorstellungen, um 10 und um 14 Uhr. Info: www.stuecke.de.