Mülheim. . Ein Jahr lang hat das Auswahlgremium nach den besten deutschsprachigen Stücken für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren gesucht – nun werden sie in Mülheim präsentiert. Fünf Stücke gehen ins Rennen um den mit 10.000 Euro dotierten Preis.

Die Kinderstücke laufen zum fünften Mal vom 19. bis 23. Mai 2014 im Rahmen der Mülheimer Theatertage als Wettbewerb. Ein Jahr lang hat das Auswahlgremium nach den besten deutschsprachigen Stücken für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren gesucht – nun werden sie in Mülheim präsentiert. Fünf Stücke gehen ins Rennen um den mit 10.000 Euro dotierten Preis.

Den Auftakt der Kinder-Stücke macht Rudolf Herfurtners „Mensch Karnickel“ für Zuschauer ab zehn Jahren (Theater Osnabrück). Es erzählt von dem Jungen Clemens, der kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs aufs Land verschickt wird, in Kinderheimen strandet und nach fünf Jahren zurückkehrt. Sein altes Zuhause gibt es nicht mehr, die Mutter hat einen anderen Mann und der hat einen Sohn mitgebracht. Clemens bekommt also plötzlich einen Fremden zum Bruder.

Ein Stück über Freundschaft

In Andreas Schertenleibs Erzähltheater für Kinder ab 6 Jahren (Schertenleib&Seele, Zürich) erwacht „Der Bär, der ein Bär bleiben wollte“ aus dem Winterschlaf und stellt fest, dass sich seine Höhle plötzlich auf einem Fabrikgelände befindet. Er muss sich rasieren und eintönige Arbeit verrichten. Als der Herbst kommt, befällt ihn die Müdigkeit, und er wird entlassen. Da erinnert er sich endlich, wer er ist und woher er kommt.

Thilo Reffert hat mit „Mein Jahr in Trallalabad“ (Landestheater Tübingen) ein Stück über Freundschaft geschrieben: Zuschauer ab 6 Jahren begegnen darin den Kindern Emilia, Renzo und Linus, die es gut haben, denn sie haben sich. Dann soll Emilia ins Ausland, und zwar für ein ganzes Jahr. Das finden die Freunde aufregend, doch bald dämmert ihnen die Kehrseite des Abenteuers und sie fragen sich, ob ihre Freundschaft das lange Jahr überstehen wird.

Eine Nacht der harten Fragen

Für Menschen ab 9 Jahren ist Michael Müllers Stück „Draußen bleiben“ (Theater Lüneburg) über den 10-jährigen Roman, der mit seiner Schwester und der arbeitslosen Mutter in ärmlichen Verhältnissen lebt. Roman muss viel Verantwortung übernehmen, aber er hat auch einen Traum: Er möchte Sänger im Leipziger Thomanerchor werden. Also macht er sich, ganz alleine, auf den Weg Richtung Leipzig.

Eine Nacht der harten Fragen erleben die Bestschülerin Lisasophie aus gutem Hause und der Schulversager Pierre – der pummelige „Pjär“. Sie sind zusammen auf der Mädchentoilette eingesperrt, und Pierre ist in Lisasophie verliebt. Denken wir, denkt Lisasophie. Dabei ist Pierre gar nicht nach einer Romanze zumute – was er wirklich sucht, erfahren Zuschauer ab 8 Jahren in Milena Baischs Stück „Die Prinzessin und der Pjär“ (Grips Theater Berlin).

Gewalt, Sozialkompetenz, neue Perspektiven und ein 3-Gänge-Menü

Das bekannte Berliner Grips Theater ist gleich zweimal bei den „Stücken“ zu Gast: Neben Milena Baischs „Die Prinzessin und der Pjär“, das im Wettbewerb läuft, ist im Rahmenprogramm auch das Jugendstück „Über Jungs“ von David Gieselmann zu sehen. Das Drama um Gewalt, Sozialkompetenz, neue Perspektiven und die Kreation eines 3-Gänge-Menüs für Zuschauer ab 14 Jahren gewann beim Heidelberger Stückemarkt 2013 den Jugend-Stücke-Preis und wird am 26. Mai, 18 Uhr, und 27. Mai, 10 Uhr, im Theater an der Ruhr gezeigt. (Karten 13 €/erm. 6 €, Info für Schulklassen bei Lisa Hetzel, 455 41 28 oder kinder@stuecke.de)

Auch der Autor Philipp Löhle, der bei den „Stücken 2012“ den Publikumspreis für „Das Ding“ gewann, ist zweifach dabei: Mit seinem Stück „Du (Normen)“ vom Nationaltheater Mannheim ist er für den Mülheimer Dramatikerpreis 2014 nominiert. Außerdem läuft am 26. Mai, 19.30 Uhr, im Ringlokschuppen die „Trilogie der Träumer“. Die Produktion vereint Löhles Stücke „Lilly Link oder Schwere Zeiten. . .“, „Die Kaperer“ und „Genannt Gospodin“ (bei den Stücken 2008 eingeladen) zu einem Theaterabend über Klimawandel, Konsumgesellschaft und Kapitalismuskrise. Die Trilogie über die großen Fragen unserer Zeit wird vom Konzert Theater Bern gezeigt und erhielt in Heidelberg den Nachspiel-Preis 2013. Karten 24 €/erm. 14,40 €.