Mülheim. . Wie mag Jesus das letzte Festessen am Abend vor seinem Tod wohl erlebt haben? Dieser Frage gingen Gemeindeglieder in der evangelischen Kirche am Brandenberg nach und erinnerten mit einer Tafelrunde an das letzte Abendmahl. Der gebürtige Palästinenser Dr. Ribhi Yousef zudem berichtete von Ostern in seiner Heimat
Wie mag Jesus das letzte Festessen am Abend vor seinem Tod wohl erlebt haben? Um dies ein bisschen nachfühlen zu können, versammelten sich am Gründonnerstag viele Gemeindeglieder der ev. Kirche am Brandenberg zu einem Abendmahl an großen Tischen. Seit nunmehr 20 Jahren hat dies in der Speldorfer Kirche Tradition. Gemeinsam wird gesungen, gelacht und gegessen. Aber auch nachdenklich soll der besondere Abend stimmen.
Denn nicht überall können Christen das Osterfest so friedlich feiern wie bei uns. Daran erinnert Dr. Ribhi Yousef. Der gebürtige Palästinenser erzählt, wie die Menschen in seiner Heimat die Ostertage verbringen und welchen Schwierigkeiten sie aufgrund der angespannten Situation in Israel ausgesetzt sind.
Er ist zum ersten Mal beim gemeinsamen Abendmahl in Speldorf dabei und ist von der Atmosphäre und dem familiären Miteinander angetan. Auch die vorbereiteten Speisen erinnern ihn an seine Herkunft. Palästinensisches Fladenbrot, verschiedene Würzpasten und Kräuter stehen auf dem Tisch bereit. Denn die jüdischen Traditionen, vor allem die Pessach-Elemente spielen beim Abendmahl eine große Rolle.
Ungesäuerte Brot, extra von einer Ägypterin
Bevor sie gemeinsam das Abendmahl einnehmen, erklärt Pfarrer Matthias Göttert die unterschiedlichen Bräuche und ihren Ursprung. Dafür hat er einen so genannten Sedartisch vorbereitet, so wie er wohl auch bei Jesus letztem Abendmahl vorhanden war. Dann läutet er das Essen ein. Er bricht das ungesäuerte Brot, das extra von einer Ägypterin für diesen Anlass gebacken worden ist und verteilt es an seine Gäste. Ein Auflauf aus Hartweizengrieß stellt an diesem Abend die Hauptspeise dar. Dazu trinken die Gemeindemitglieder, so wie es auch Jesus und seine Jünger taten, Wasser und Wein. Beim Essen wird ausgelassen geplaudert.
Friedrich-Wilhelm Grevels ist das erste Mal dabei. Auch er fühlt sich an der voll besetzten Tafel wohl. „Ich war früher beruflich häufig in Israel“, erzählt der 75-jährige Speldorfer. „Dort herrscht eine tolle Gastfreundschaft, gemeinsames Essen spielt eine große Rolle.“
Nach dem gemeinsamen Essen geht es zu einem Verdauungsspaziergang in den kirchlichen Ostergarten. Konfirmanden haben dort mit Holzfiguren die verschiedenen Stationen des Leidenswegs Christus nachgestellt. Beim anschließenden Tischgespräch können sich die Gemeindeglieder austauschen, wie sie den gemeinsamen Abend empfunden haben. „Ich bin schon seit vielen, vielen Jahren dabei“, erzählt Inge Herr. „Die Gemeinschaft und die Erinnerung lebt man hier ganz anders und viel persönlicher. Und unheimlich lecker ist es auch noch!“