Mülheim. Fritz, die Zwergfledermaus, war nach Bauarbeiten an einem Haus am Oppspring in Mülheim plötzlich obdachlos – er hatte dort überwintert. Nun bekommt der Winzling ein neues Winterquartier in Wesel. Die Familie, bei der Fritz gefunden wurde, möchte aber nicht mehr auf die nützlichen Tiere verzichten.
Fritz schlief nichtsahnend in seiner Mauernische. Plötzlich war es aus mit der Ruhe. Bauarbeiter rissen die schützende Holzverschalung ab, Fritz fiel auf den harten Balkonboden. Passiert ist dem Winzling zum Glück nichts, und inzwischen lebt die Zwergfledermaus in Wesel.
Seit Jahren haben Fritz und eventuell einige Artgenossen wohl in der alten Mauer eines Einfamilienhauses am Oppspring ihr Winterquartier bezogen, wie Kotspuren zeigten. Von November bis März pflegen die geflügelten Säugetiere zu schlafen, mit gelegentlichen Pausen. Ohne die Sanierung des Wintergartens wäre ihr sicheres Plätzchen gar nicht gefunden worden. Auch die Mitarbeiter der Baufirma waren sehr überrascht, als ihnen das Tierchen vor die Füße plumpste. Sie reagierten umsichtig und riefen im städtischen Amt für Umweltschutz an, das sich um den Artenschutz kümmert. Mitarbeiterin Katrin Heitmann rückte gleich aus und barg die Fledermaus.
Fledermäuse brauchen ausgewogene Ernährung
„Männliche Fledermäuse sind Vagabunden“, erklärt Heitmann. „Ein Weibchen wäre hier nicht untergeschlüpft.“ Sie nahm das schlaftrunkene Tier mit und brachte es zur Zweigstelle Duisburg der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet, die sich gut mit Fledermäusen auskennt. Landschaftsökologin Christine Kowallik hat den schläfrigen Findling dort gewogen, vermessen und seine Art bestimmt: Er ist eine Zwergfledermaus, die zweitkleinste und hier häufigste Fledermausart. Fritz erhielt seinen Namen und, für ihn viel interessanter, gehaltvolle Mehlwürmer. „Zwei Tage lang habe ich ihn aufgepäppelt, um Energie in das Tier zu bringen. Erfreulicherweise war er bei guter Gesundheit“, berichtet Christine Kowallik. „Wenn man Fledermäuse länger füttert, brauchen sie aber ausgewogenere Nahrung.“
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Ursprünglich sollte Fritz wieder zurück an den Oppspring, aber die Landschaftsökologin entschied sich dafür, ihn in einem Winterquartier für Fledermäuse in Wesel auszusetzen, wo sie ohnehin zwei Tage später zu tun hatte. Die Familie, bei der Fritz gefunden wurde, möchte aber nicht mehr auf die nützlichen Tiere verzichten: Die in Deutschland und ganz Europa unter strengem Schutz stehenden Fledermäuse fressen nämlich lästige Insekten, zum Beispiel Stechmücken – bis zu 4000 in einer Nacht!
Fledermäuse vom Aussterben bedroht
Da die Mauer des inzwischen modernisierten Wintergartens keine Schlupflöcher mehr bietet, kommt nun ein hölzerner, selbst gebauter Fledermauskasten an die Wand. Bauanleitungen für diese flachen Kästen gibt es beim Amt für Umweltschutz, beim BUND und bei NABU. Die nachtaktiven Flieger schlüpfen von unten durch einen Schlitz und krallen sich innen an die rauen Wände.
Wer einen solchen Kasten anbringt, darf sein Haus als „Fledermausfreundlich“ bezeichnen und leistet laut NABU einen „unermesslich wertvollen Beitrag zum Schutz dieser vom Aussterben bedrohten Säugetiere“. Das NRW-Umweltministerium fördert das Projekt. Außer Tierliebe brauchen Fledermausfreunde allerdings auch Geduld: Bis zur Besiedlung kann es einige Jahre dauern. Aber wenn es dann klappt, huschen die geheimnisvollen Minisäuger in Windeseile durch die Nacht und machen sich über die Mücken her.