Mülheim. . Der 30.000. Besucher seit Januar kam nun ins Mülheimer Kunstmuseum, um sich die Ausstellung mit Werken August Mackes anzusehen. Sonst kommen so viele Menschen in zwölf Monaten – wenn alles sehr gut läuft. Doch der große Andrang bringt das kleine Museumsteam an seine Grenzen.

Bequemes Schuhwerk, praktische Tasche, wetterfeste Jacke – dass die so gekleidete Gruppe gerade lächelnd für ein Foto posiert, ist eigentlich unnötig, um zu wissen: Das sind Touristen. Einige schlendern über den Synagogenplatz, die geschlossenen weißen Türen der Alten Post im Blick. Endlich, kurz vor elf, öffnet das Kunstmuseum. Zwei Minuten später herrscht im Foyer Gedränge. Die Schlange vor der Kasse wird lang und länger. Und das an einem sonnigen Mittwochmorgen. Schuld ist nur August Macke. Die Ausstellung mit Werken des Expressionisten bricht alle Mülheimer Rekorde.

Der 30.000. Besucher kam am Dienstag – das ist sonst das Jahresziel. Der Vollständigkeit halber: Es ist der 30.000. seit Januar; 2000 davon sahen sich die Pankok-Ausstellung an. Macht aber immer noch 28.000 Macke-Fans. Und noch ist ja nicht Schluss. Der Endspurt läuft – bestens. „Dienstag hatten wir allein 500 Einzelbesucher“, sagt Museumspädagogin Barbara Tönnes.

Zahlen, Daten, Fakten

„August Macke. Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies“ läuft noch bis zum 27. April, bevor sie nach Hannover geht. Die Ausstellung „Kunst und Erster Weltkrieg“ wird derweil bis 1. Juni verlängert. Die folgende Siepmann-Ausstellung verschiebt sich dadurch auf Ende Juni.

Mit 30.000 Besuchern schlägt die Macke-Schau andere um Längen: „Die Jagd auf die Moderne“ etwa sahen 9000 Menschen, ebenso wie die Pankok-Grafiken. 8000 Besucher kamen 2010 zur Ausstellung der Stiftung Sammlung Ziegler mit Werken Franz Marcs.

Die Ausstellung wurde von 318 Veranstaltungen begleitet: darunter 220 Führungen und 73 Workshops für rund 2000 Schüler. An den Ostertagen folgt nun noch ein „Führungsmarathon“. Ziel ist, sie stündlich anzubieten, um der Nachfrage gerecht zu werden. Beate Reese: „Wir sind erschöpft, aber glücklich.“

Mit 30.000 Besuchern schlängt die Macke-Schau andere beliebte Ausstellung um Längen, die stets an der 10.000er-Hürde scheiterten: „Die Jagd auf die Moderne“ etwa sahen 9000 Menschen, ebenso wie die Pankok-Schau. 8000 Besucher kamen zudem zur Ausstellung „die Stille im Lärm der Zeit“ der Stiftung Sammlung Ziegler mit Werken Franz Marcs.

Lautstärke kann sich hochschaukeln

Es ist ein Andrang, wie ihn das Museum nicht kennt – und er zeigt dessen Grenzen auf. „Wir hatten 318 begleitende Veranstaltungen“, sagt Museumsleiterin Dr. Beate Reese. „Ich weiß gar nicht, wie wir das mit unserem kleinen Team geschafft haben.“ Später wird sie eine Urlaubssperre erwähnen, was vielleicht einen Hinweis gibt.

Zugleich zeigte die Ausstellung auch Grenzen des Museums. Akustische beispielsweise: Wenn in den hallenden Räumen viele Leute sprechen, kann sich die Lautstärke schnell hochschaukeln. Diese Kritik erreichte das Team mehrfach, weshalb Beate Reese einen „Audio-Guide“ für Führungen auslieh: Die Führer können dabei leise in ein Mikro sprechen, die Teilnehmer haben Kopfhörer auf. Diese Guides würde die Museumsleiterin gerne dauerhaft anschaffen. Andere Grenzen sind rein logistisch: Das Museum hat nur eine Kasse, an der auch die Audio-Guides ausgegeben und Taschen angenommen werden – da sind Wartezeiten zu Stoßzeiten vorprogrammiert.

Leihgaben aus anderen Museen

Der Ruf, doch so eine Ausstellung bitteschön öfter zu machen, war schon zu hören: Immerhin bringt das viele Touristen nach Mülheim und Menschen in die City. Das ist leicht gesagt, allerdings schwer möglich. Beate Reese verweist da auf das kleine Team und auf den Ausstellungsetat von nur 70.000 € jährlich.

Möglich wurde die Macke-Ausstellung durch die Stiftung Sammlung Ziegler, die deren Zusammenstellung finanzierte. Doch ganz abgesehen vom Finanziellen ist so eine Ausstellung eine Herausforderung, weiß deren Kurator Dr. Michael Kuhlemann: Leihgaben aus anderen Museen zu erhalten, sei „extrem schwierig“. Nur auf große Namen wie August Macke zu setzen, sei zudem keine zwangsläufige Erfolgsgarantie. Wichtiger sei es, ein Museum langfristig aufzubauen. Immerhin habe diese Ausstellung „gezeigt, dass das Museum die Qualität hat, auszustrahlen“.