Mülheim. Turmfalken und Wanderfalken – diese unter Naturschutz stehenden Greifvögel haben im Glockenturm von St. Mariae Geburt ihre Nester gebaut. Vogelexperten hoffen nun auf eine dauerhafte Ansiedlung in der Mülheimer Innenstadt. Schließlich finden sie hier beste Lebensbedigungen.

Lärmempfindlich darf dieser Nachwuchs nicht sein: Ein Turmfalken-Pärchen und ein Wanderfalkenweibchen haben ihre Nester im Glockenturm von St. Mariae Geburt gebaut. Die unter Naturschutz stehenden Greifvögel finden dort beste Bedingungen vor, weiß Thomas Brüseke. Der Ornithologe vom Nabu Ruhr hofft nun, dass sich die Tiere in der Innenstadt dauerhaft ansiedeln.

Als Vogelfreund kann Thomas Brüseke die Arten nicht nur am Zwitschern unterscheiden, sondern auch an deren Hinterlassenschaften. Und die Spuren, die derzeit die Kirchenmauer und den Boden davor zieren, sind eindeutig, verspritzter, nicht so fest wie etwa knubbliger Taubenkot. Denn, so erklärt der Nabu-Fachmann: „Greifen haben sehr viel Harnstoff.“ Fachwissen ist eben manchmal dreckig. Dieser Dreck ist wohl auch der Grund, warum ein Nistkasten, der im Turm der benachbarten Petrikirche angebracht ist, lange verschlossen war. Inzwischen ist der Zugang wieder möglich – die Falken wechselten dennoch die Konfession und zogen in die katholische Kirche St. Mariae Geburt. Seit zwei Jahren, sagt Thomas Brüseke, seien die Wanderfalken nun katholisch, in diesem Frühling gesellten sich auch Turmfalken dazu. Eine solche Vogel-WG sei kein Problem. Da gilt: leben und leben lassen. Brüseke spricht von „Burgfrieden“ im Glockenturm.

Ähnliche Ansprüche an Nistplätze

Beide Falkenarten haben dann auch ähnliche Ansprüche an ihre Nistplätze: Hoch müssen die gelegen sein, so dass Feinde die Nester nicht erreichen können. Außerdem muss ringsum genügend Nahrung zu finden sein. Bäume oder hohe Felsen wählten die Vögel da zuerst für den Nistbau – bis Menschen anfingen, Kirchtürme zu bauen. Der Turmfalke war der erste, der dorthin umsiedelte – womit bewiesen ist, dass Biologen bei der Namensgebung lieber selbsterklärend als kreativ sind. . . Auch für Wanderfalken seien die Bedingungen in dieser Architektur „ideal“, sagt Brüseke: „Welcher Marder soll da die Wand hochklettern?“ Auch andere Greife könnten nicht rein – wie etwa der im Rumbachtal heimische Habicht. Hungern müssen die Tiere in der City auch nicht: Der Turmfalke frisst Mäuse, der Wanderfalke reduziert die innerstädtische Taubenpopulation.

Tiere brüten drei Wochen lang

Wenn alles gut läuft“, sagt Thomas Brüseke, „können Wanderfalken drei, vier Eier legen.“ Bei Turmfalken können es gar vier bis fünf sein. Aktuell brüten die Tiere noch. Das dauert insgesamt drei Wochen. Anschließend dauert es bis zu einem Monat, bis die Jungtiere davonfliegen.

Vorher muss natürlich noch der richtige Flügelschlag eingeübt werden. Als erste „Nahziele“ für die Flugübungen der Kleinen nennt der Ornithologe den gegenüberliegenden Kindergarten sowie die Bäume rund um die Kirche. Mehr Info: www.nabu-ruhr.de

Die Voraussetzungen, dass die Tiere sich auf dem Kirchenhügel wohlfühlen und wieder kommen, sind nicht schlecht. Thomas Brüseke hofft darauf: „Dass Falken so in der Stadt brüten, ist etwas Besonderes. Das ist ein guter Prozess.“ In den 1970er-Jahren etwa waren Wanderfalken bedroht. Inzwischen sind sie das nicht mehr. „Das ist eine echte Erfolgsstory.“