Mülheim. Der Film “Ruhrurbia“ von Rainer Komers ist eine Bestandsaufnahme und Rückblende, was Kohl und Stahl einmal für die Menschen im Ruhrgebiet bedeuteten. Uraufgeführt wird der Film bei einem Festival im Rahmen der Kulturhauptstadt Riga am 3. September. Später soll er dann auf Arte zu sehen sein.
Es sind die berührenden Momente, die die Filme von Rainer Komers ausmachen. Mal unfreiwillig komisch, mal traurig, mal tragisch und immer zieht sich ein Hauch Melancholie hindurch. Bilder aus dem Alltag, ohne Sprache, aber mit Geräuschen – hier und da fällt mal ein Satz, eine Bemerkung wie „Glückauf“.
Filmszenen: Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die bei der Schließung der Zeche Kamp-Lintfort im Dezember 2012 nach nur wenigen Sätzen mit erstickender Stimme und den Tränen kämpfend nahezu vom Rednerpult flieht.
Eine Wella-Leuchtreklame hängt an einem zerstörten Gebäude in Bruckhausen und erinnert an all die Frisuren, die in diesem Laden jemals gemacht wurden. Männer im Schutzanzug arbeiten in der Hitzeglut im Hüttenwerk Krupp-Mannesmann in Duisburg.
Die Eröffnung des erweiterten Centros in Oberhausen aus Stahl und Glas für die Zukunft strahlend und auf der anderen Seite ein Stadtteil wie Duisburg-Bruckhausen, der teils abgerissen in Schutt und Asche liegt, als Symbol für Vergangenes. Mitten in den Trümmern hockt ein Mann mit Hund und singt vor sich hin: „Wir sind das Ruhrgebiet – eine Droge, die süchtig macht. Oh Bruckhausen, du warst mal so schön.“ Der Jockey, der sich auf einem Plastikpferd zu Anschauungszwecken auf der Galopp-Rennbahn in Gelsenkirchen abzappelt – zum Lachen.
Langsame Kamerafahrten
Mit langsamen Kamerafahrten, fast schon entschleunigend, fängt Rainer Komers die Dinge des Lebens in seinen Dokumentarfilmen ein – still und leise, ohne große Inszenierung, aber mit einer dichten Atmosphäre.
Filme aus dem Ruhrgebiet
Sein neuestes Werk heißt „Ruhrurbia“ und ist eine Hommage an das Ruhrgebiet, eine Bestandsaufnahme und eine Rückblende, was Kohl und Stahl einmal für die Menschen bedeuteten. Quer durchs „Revier“ ist er gereist, hat die Szenerie an prägenden Orten konserviert. An seiner Seite das Team für Schnitt und Ton Florian Pawliczek, Bert Schmidt und Michael Klöfkorn. Die Türen zu den Duisburger Hüttenwerken hat ihm Rainer Bongart, pensionierter Betriebsrat geöffnet. „Dank ihm durften wir dort drehen“, sagt Komers.
Auf Arte zu sehen
Ursprünglich war „Ruhrurbia“ , an dem er seit 2008 arbeitet, für die Kulturhauptstadt 2010 geplant, „wurde aber abgelehnt“, sagt Komers, der dabei schmunzelt. Denn angenommen wurde der Film jetzt bei einem Festival im Rahmen der Kulturhauptstadt Riga, wo er am 3. September uraufgeführt wird.
Finanziert wurde „Ruhrurbia“ durch Bundes- und Landes-Filmstiftungen. Im Fernsehen soll der Dokumentarfilm auf Arte in Deutschland und Frankreich zu sehen sein. Vorgesehen sind auch wieder zahlreiche internationale Festivals, darunter die Biennale in Wien und die Duisburger Filmwochen.
Internationale Aufführungen
Preise holte Rainer Komers für seine Dokumentarfilme bereits zahlreich. „25572 Büttel“ von 2012 schaffte es auf 26 Festivals bis in den Iran, die USA und nach Australien. Sein erfolgreichster Film war „Nome Road Systems“ über Alaska, der 2004 mit dem deutschen Kurzfilmpreis (Goldene Lola), bei den Short Cuts Cologne und einem Umweltfestival in Toronto ausgezeichnet wurde.