Mülheim. Rund 250 Zuschauer wollte am Samstag im Ringlokschuppen das Simon&Garfunkel Konzert von Jan Plewka erleben. Doch was das Publikum bestehend aus drei Generationen geboten bekam, war mehr als ein einfaches Konzert. So anders, dass sich einige zu Beginn fragten, ob sie hier wirklich richtig seien.
Es beginnt damit, dass eines der insgesamt fünf Bandmitglieder die dunkle Bühne betritt, ein Buch und Platz nimmt. Nach und nach folgen die Übrigen, bis abschließend auch der Selig-Sänger eingetroffen ist. Vom ersten Lied sind wir in diesem Moment noch ein Stück weit entfernt. Plewka begrüßt sein Publikum. „Guten Abend. Wir haben ein paar Texte vorbereitet, die wir Ihnen heute Abend vortragen und wünschen Ihnen viel Spaß und Vergnügen.“ Dann zünden sich alle auf der Bühne eine Zigarette an und es erfolgt die Lesung des Textes von „Sound of Silence“ als die deutschsprachige Variante „Klang der Stille“.
Lesung? In diesem Moment kommen im Publikum vereinzelt Zweifel auf. „Sind wir hier richtig?“ entfährt es einer Dame, die optisch eher zu den Simon&Garfunkel-Fans gehören könnte. In ihr keimt Hoffnung auf, als das Intro von „The Boxer“ ertönt – allerdings gepfiffen, wobei der Rhythmus mit den Feuerzeugen geklickt wird, die eben noch die Zigaretten entzündeten, was ein schöner akustischer und optischer Effekt ist. Erst jetzt erscheint der Gitarrist plötzlich und spielt das Intro so, wie es die Welt kennt. Erleichterung macht sich im Zuschauerraum breit. Das Konzert beginnt.
„Cecilia“ in ganz langsam
Jan Plewka hat sich nach den ersten Liedzeilen erhoben und ist in die Bühnenmitte getreten. Auf dem Tisch, an dem er bis gerade noch saß, brennt es jetzt. Er hat irgendwas angezündet, dass nun fleißig vor sich hin flammt und die Bühne nach und nach eben in echte Rauchschwaden hüllt. Unweigerlich richten sich einige Blicke an die Hallendecke, auf der Suche nach Rauchmeldern.
Das Konzert nimmt Fahrt auf. Es folgt Lied auf Lied. Auch „Cecilia“, doch bis zur Unkenntlichkeit verlangsamt und düster intoniert Plewka das Lied und wandelt dabei durch die Publikumsreihen. Er zieht eine junge Frau auf die Bühne, setzt sie auf einen Stuhl, bedeckt beide mit einem Tuch – und lässt die Dame verschwinden. Hinter dem Schlagzeuger taucht sie wieder auf. Der Sänger entlässt sie mit einem Dank auf ihren Platz.
Das Publikum spielt mit
Gewöhnlich ist an diesem Konzert beinahe nichts und auch die Instrumentierung der Fünf ist ungewöhnlich. Neben den üblichen Verdächtigen Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard gesellen sich immer weitere Instrumente dazu. Der Schlagzeuger spielt auch noch Bratsche und macht Percussion und der Keyboarder brilliert immer wieder auf der Triola, diesem kleinen Plastikinstrument, das wie ein kleines Kinderkeyboard aussieht.
Irgendwann verlassen die Instrumentalisten die Bühne – „Wir machen jetzt eine Pause“ und Jan Plewka spricht zum Publikum. „Wer kennt ‚Bridge over troubled Water‘?“ Die Meldungen sind zahlreich. „Wer traut sich zu, dass hier auf dem Keyboard zu spielen? Da sind´s nur noch zwei. „Und wer traut sich zu, dazu auch noch zu singen?“ Die fünfzehnjährige Cora ist die Einzige, deren Finger oben bleibt und nachdem Plewka ihr viel Glück gewünscht hat, liefert sie eine solide Leistung ab und nimmt im Anschluss unter dem tosenden Applaus ihres Mit-Publikums wieder auf ihrem Sitz Platz.
Es folgen weitere Klassiker, die nicht immer sogleich erkennbar sind. Was jedoch stets vorhanden ist, sind virtuose Instrumentalisten und intensiver Gesang. Nach „Mrs. Robinson“ und einem kleinen Videoeinspieler wagt der Sänger den ersten Abschiedsversuch. Tatsächlich folgen noch drei Zugaben – „Schmeißt die Stühle weg!“ und die Einladung dazu, nach dem Konzert noch mit der Band im Foyer zu feiern und zu tanzen.