Wer als Freund des Flamenco um den jüngst verstorbenen Gitarren-Giganten Paco de Lucia trauert, der konnte sich jetzt im Ringlokschuppen von einem seiner begabten Erben trösten lassen. Denn der in Essen lebende Granada-Spanier Rafael Cortes gehört genauso wie Paco de Lucia zu den Flamenco-Musikern, die mit perfekter Technik die Grenzen des Jahrhunderte alten musikalischen Handwerks überschreiten und sich innovativ von Jazz und Latin beeinflussen lassen.

Spätestens seitdem die südfranzösischen „Gipsy Kings“ Mitte der 80er Jahre den Flamenco zurück in die Bars und Autoradios brachten, hat dieser auch bei uns wieder viele Freunde gewonnen, die an diesem Abend den Ringlokschuppen zu einem Treffpunkt der Flamenco-Fans machten.

Rafael Cortes, der mit seinem harten Anschlag zu den großen Rhythmikern auf seinem Instrument zählt, eröffnete den Abend vor vollem Haus mit einer fein gesponnenen Ballade, in der aber von Anfang an das Feuer glühte. Der längst auch international gefeierte Musiker, der mit „Cagini“ gerade ein neues Album veröffentlicht hat, ließ sich zunächst nur von einem Percussionisten begleiten. Worauf zwei weitere Gitarristen, darunter sein begabter Sohn Rafael Cortes Junior als Vertreter der nächsten Generation, das Ensemble ergänzten. Mit aberwitzigem Tempo und großer Intensität erhielten dann die alten Lieder hier eine neue konzertante Gestalt.

Wie in den Vorjahren fehlte auch Michel Camilos Latin-Klassiker „Spain“ nicht. Als dann die mit viel Sinnlichkeit und gewaltiger Ausdruckskraft singende Vocalistin Rebekka und die junge Tänzerin Rafaela Escoz dazu kamen, gelangen dem temperamentvollen Ensemble ekstatische Momente. Das Publikum erlebte ein Fest für Augen und Ohren.