Mülheim. Der Selig-Sänger Jan Plewka kommt mit einem Simon&Garfunkel-Abend und seinem bewährten Musiker-Team in den Mülheimer Ringlokschuppen. Im Interview verrät er, wie er von Rio Reiser zu Simon&Garfunkel kam. Die WAZ verlost Karten für das Konzert am Samstag, 5. April, um 20 Uhr.

Neben der Band Selig wandelt Frontmann Jan Plewka gern mal mit außergewöhnlichen Projekten auf anderen Wegen. Seine Rio Reiser-Abende sind Kult. Mit Simon&Garfunkel und dem „Sound of Silence“ ist er dem Lebensgefühl der 60er-Generation auf der Spur.

Sie waren schon häufig mit dem Rio Reiser-Abend im Ringlokschuppen. Hat es Ihnen in Mülheim gefallen?

Jan Plewka: Ja klar, da gibt’s das beste Catering, das wir jemals auf Tour hatten. Ich hoffe, das hat sich nicht geändert.

Mit der Band Selig und Projekten touren sie durchs Ruhrgebiet. Wie ist das Publikum?

Plewka: Großartig. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Menschen haben eine größere Lebensfreude als anderswo.

Zwischen dem rebellischen Rio Reiser und dem eher ruhigen Simon&Garfunkel-Duo liegen Welten. Wie kam es dazu?

Plewka: Zehn Jahre nach dem Rio Reiser-Abend waren vergangen und wir wollten etwas Neues tun. Rio Reiser, die Zweite? Nee, lasst uns mal was ganz anderes machen. Eines Abends saßen wir rum und jemand hatte die DVD vom Central Park-Konzert eingelegt. Da dachten wir, das ist komplett etwas anderes, das es wert ist, auf die Bühne gebracht zu werden – als inszeniertes Theater. Das war echt eine Schnapsidee. Und dann haben wir uns hingesetzt, diese Lieder gelernt und eine Magie entdeckt, die wir gern transportieren.

Was macht den Geist der Lieder von Simon&Garfunkel aus?

Plewka: Als die Rolling Stones und die Doors drogenmäßig und krawallgebürstet durch die Gegend gefahren sind, standen Simon&Garfunkel als die Muttersöhnchen da und wurden von den harten Jungs immer ein bisschen verlacht. Aber trotzdem schwebt dieser Geist der 1968er darüber. Und ihre Lieder handeln ja auch von der Utopie einer besseren Welt, von Aufbruch, von Liebe, Gefühlen und sind sehr poetisch. Viele gehen aus dem Abend raus, sagen: toll, wie ihr es geschafft habt, dass Simon&Garfunkel plötzlich wie die Stones oder Doors klingen. Es hat all die Jahre gedauert, bis diese zwei Welten zusammen gekommen sind.

Tom Stromberg hat den Abend wieder inszeniert. Was erwartet das Publikum?

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Plewka: Das ist genau dieselbe Gang und Besetzung wie beim Rio Reiser-Abend. Wir sind keine Coverband, sondern wir übernehmen die Argumente von Rio und ich singe sie als Jan Plewka. Genauso wenig werde ich versuchen, Paul Simon oder Art Garfunkel zu sein, sondern es ist ein eigenständiger Abend.

Was ist der Sound Ihrer Jugend?

Plewka: Die allererste Platte, die ich mir von meiner Großmutter gewünscht habe, war die von Shakin’ Stevens. Ich war großer Fan von ihm und Kim Wilde in meiner Kindheit.

macht Sie persönlich selig?

Plewka: Gute Momente machen mich selig. Deshalb habe ich mir diesen Beruf erwählt. Wenn man als Sänger auf der Bühne steht, dann muss man im Moment sein – das verbunden mit guten Menschen, mit denen man Musik macht – das macht mich selig.

Sie sind gern Grenzgänger. So haben Sie als Sänger Jelineks „Winterreise“ am Wiener Burgtheater begleitet.

Plewka: Ja, das ist etwas ganz anderes. Da singe ich Schubert, die Winterreise. Ich hatte vor Jahren auch mal den Papageno (Zauberflöte) bei einer modernen Inszenierung gespielt. Damit habe ich eine Bresche in die Klassik geschlagen. Musik ist für mich das Größte. Auch das macht mich selig. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Beruf.

Tour mit Selig im Herbst, eigene Projekte. Wie bekommt man das mit der Familie unter einen Hut?

Plewka: Ich bin viel unterwegs, aber wenn ich Zuhause bin, dann bin ich auch intensiv Zuhause. Das war schon immer so. Die Kinder würden sich wundern, wenn Papa plötzlich morgens zur Arbeit geht und abends wiederkommt.