Mülheim. . Zeichnungen von Werner Gilles zeigt Gerold Hamé in seinem Kunstraum an der Schloßstraße. Die Ausstellungseröffnung ist am Samstag. 24 noch nie gezeigte Gilles-Zeichnungen sind erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen.
Für Gerold Hamé ist der Kunsthandel ein bisschen wie Schatzsuche. Das „Spannende daran ist, immer wieder etwas zu entdecken“. In all den Jahren sei seine Neugierde nicht verloren gegangen. So sah er auf einer Kunstauktion Zeichnungen von Werner Gilles, suchte den Kontakt zur Familie, an die der Nachlass ging, erstand die Bilder und freute sich, als sie sorgsam eingepackt in einer mit Leinen ausgeschlagenen Kiste ankamen.
Es sind Zeichnungen aus dem Krieg, „auf Flugschreiberpapier entstanden und teils mit Rotwein gemalt“, erläutert Hamé. Figürliche Arbeiten mit antiken Motiven sind darunter, traurig blickende Clowns in einer Manegen-Szenerie, der Heilige St. Martin auf dem Pferd und die Tuschezeichnung „Drei Fischer am Hafen“ von 1944.
24 Zeichungen sind in der Öffentlichkeit zu sehen
24 noch nie gezeigte Zeichnungen von Werner Gilles sind erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen: Die Ausstellung im „Kunstraum der Galerie d’Hamé“, Schloßstraße 29, wird mit einer Einführung von Raimund Stecker, Kunsthistoriker und ehemaliger Leiter des Duisburger Lehmbruck-Museums, am Samstag, 5. April, 19.30 Uhr, eröffnet.
Werner Gilles (1894 - 1961) wuchs in Mülheim auf, besuchte das Knabengymnasium und war mit Otto Pankok befreundet, mit dem er als Primaner auf Studienreise nach Holland ging. Ein Stipendium der Leonhard-Stinnes-Stiftung ermöglichte es ihm, zunächst an der Kunsthochschule in Kassel zu studieren. In den 1920er Jahren ging er ans neu gegründete Bauhaus in Weimar, wo er die Klasse von Lyonel Feininger besuchte.
Der Gillesweg ist dem Maler gewidmet
Oft verweilte Gilles in den südlichen italienischen Gefilden auf der Insel Ischia, „die mit ihrem Licht und ihrer Atmosphäre seine Arbeit entscheidend beeinflusst hat“, sagt Hamé. Die heidnische klassische Antike einerseits und die abendländisch-christliche Kultur andererseits durchziehen sein Werk.
Während der Nazi-Diktatur waren seine Arbeiten verfemt, wurden 1937 in der NS-Ausstellung „Entartete Kunst“ zur Schau gestellt und 17 seiner Werke beschlagnahmt. Im Krieg eingezogen, „ist ihm das Abnehmen seiner Eigenverantwortung aufs Gemüt geschlagen“, weiß Raimund Stecker. Gilles sei so stark abgemagert, „dass er ins Lazarett kam“. Die depressive Zeit danach, als Deutschland in Schutt und Asche lag, spiegelt sich in ihrer Bedrohlichkeit in seinen Arbeiten wider. Doch ruhte er als Künstler immer fest in sich selbst, verfolgte stringent sein Schaffen. „Gilles“, sagt Stecker, „war im Eiffelturm der Kunst zu Hause“. Ab 1951 lebte Gilles im Winter in München und im Sommer auf Ischia. Er starb am 23. Juni 1961 in Essen. Mülheim hat seinem berühmten Maler eine Straße gewidmet: den Gillesweg.