Mülheim. In diesem Jahr wäre der Künstler und Namensgeber eines Mülheimer Gymnasiums Otto Pankok 120 Jahre alt geworden. Zu seinen Ehren gibt eine Schau im Kunstmuseum Einblick in sein Wirken. Der Künstler selbst hatte in den späteren Jahren seine Kinder- und Jugendzeit Mülheim als prägend beschrieben.

Das Porträt zeigt einen jungen Mann mit selbstbestimmtem Blick in scharfen Konturen vor einer weichgezeichneten Wohnstubenkulisse: Das Interieur ist nur schemenhaft auszumachen. Otto Pankok (1893 - 1966) hat sich oft selbst ins Bild gesetzt – so, als wolle er sich noch finden. Auf einem steht er in seinem Atelier im Garten des ehemaligen Äbtissinnenhauses von Kloster Saarn, wo er mit seinen Eltern und zwei Geschwistern aufwuchs. Als Gymnasiast begann Pankok mit Schwarz-Weiß-Malerei in Kohle und Kreide, hob damit Stimmung und Atmosphäre hervor.

Ein Schulbuch mit ersten Karikaturen ist u.a. in der Ausstellung zu sehen, die am Samstag, 14. September, um 17 Uhr eröffnet wird. Mit rund 220 Arbeiten ist das Kunstmuseum im Besitz des Frühwerkes des Mülheimer Künstlers. Zum 120. Geburtstag vermittelt die Schau einen Einblick in das Leben und Schaffen von Otto Pankok. Selbst, wenn es ihn in die Welt zog, er kurzzeitig in Dötlingen, Ostfriesland und in der Eifel wohnte, gern auf Reisen ging, 1919 erst nach Düsseldorf und 1926 dann nach Drevenack bei Wesel übersiedelte, wo er 1966 starb, „sind Kindheit und Jugend in Mülheim prägende Jahre gewesen -- auch was seine Vorstellungskraft betraf“, so Museumsleiterin Dr. Beate Reese.

Schon früh hatte er sein eigenes Atelier

Schon früh hatte Otto Pankok ein eigenes Atelier im Garten, die Kninekis, Kaninchenkiste, genannt. Er war das dritte Kind des Arztes Eduard Pankok und seiner Frau Maria, einer kunst- und kultursinnigen Frau. Es muss wohl ein humanistisches Elternhaus gewesen sein. Denn es sind vor allem die Menschenbilder, mit denen er die Seele derjenigen erfasste, die ihm Modell standen: die alte strickende Saarnerin, der Mülheimer Hausierer mit geschürzten Lippen und Aussicht in eine ungewisse Zukunft.

Bilder, so perfekt gezeichnet, dass sie den Glanz der Augen widerspiegeln. Pankok zeichnete, was er sah. Ein Pendant zu den engen Innenansichten sind die weiten Landschaften, die ihm auf Reisen begegneten.

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Auch die später entstandenen Porträts, wie das von Marion im Café (1931), einem Mann, der am Ende ist, und die zahlreichen Bilder von Sinti und Roma, darunter viele Kinder, aus dem Düsseldorfer Heinefeld, wo Arbeitslose und Sinti wohnten. Dort hatte Pankok von 1932 bis 1934 ein Atelier. Was ihn faszinierte, „war das Dasein an sich“, sagt Beate Reese: „Der Mensch, der auf seine eigene Existenz zurückgeworfen ist.“ Besonders für die an den Rand der Gesellschaft Gedrängten hatte Otto Pankok ein großes Herz. In der Nazi-Zeit erhielt er Arbeitsverbot, seine Zigeuner-Lithografien landeten in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München, 56 Werke wurden aus Museen beschlagnahmt und später vernichtet. Verboten wurde 1935 auch die Ausstellung seiner „Passion“ – im Mülheimer Museum.

Posthume Auszeichnung für das Pankok-Ehepaar.