Mülheim. Die Notärztin Carola Holzner hat ihre liebe Not, wenn sie mit zwei kleinen Kindern und Einkaufstaschen einen regulären Parkplatz in ihrem Wohnquartier an der Brückstraße zu finden. Bis August muss sie mit einer Baustelle rechnen.

Ohne Auto geht es nicht. Als Notärztin und Mutter von zwei kleinen Kindern ist die 31-jährige Carola Holzner beruflich und privat darauf angewiesen, wenn sie zu Einsätzen oder mit Charlotta (zweieinhalb Jahre) und Fridolin (acht Monate) zum Einkaufen oder zur Kindertagesstätte und wieder nach Hause fährt.

„Wenn ich unterwegs bin, brauche ich meinen Navi gar nicht erst anschalten. Denn ich kenne keine andere Stadt, die so eine schreckliche Verkehrsführung hat. Dauernd gibt es irgendwo neue Baustellen.“

Mit Baustellen kennt sich Holzner aus. Leider. Sie lebt nämlich auf einer an der Brückstraße. Schon im vergangenen Jahr bekamen ihre Nachbarn und sie die Auswirkungen der Straßenbauarbeiten an der Gracht zu spüren. Als auch der Schwerlastverkehr über die vergleichsweise kleine und enge Brückstraße umgeleitet wurde. An der angrenzenden Buggenbeck steht immer noch ein Umleitungsschild, obwohl die Baumaßnahmen an der Gracht Ende letzten Jahres abgeschlossen wurden.

Zahlreiche Stellplätze weggefallen

Doch mit Beginn des neuen Jahres ging es für die Holzners erst richtig los. Im Februar begann die Rheinisch Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) damit, auf 120 Metern Länge ein 80 Jahre altes Wasserrohr auszutauschen und eine neue Wasserleitung zu verlegen. Kleine Ursache, große Wirkung. Die Straßendecke musste geöffnet und auf einer Straßenseite fast alle Parkplätze gesperrt werden.

„Es war schon früher schwierig, hier einen Parkplatz zu bekommen, aber jetzt ist es fast unmöglich. Denn da sind auf einmal 30 bis 40 Stellplätze weggefallen“, berichtet sie.

Um so mehr ärgert sie sich darüber, dass sie in ihrem Wohnquartier zwischen Brückstraße, Hingberg und Buggenbeck in den letzten Wochen viele Knöllchen an den Windschutzscheiben der Anwohner gesehen hat, die auf der Suche nach einem Parkplatz in die Nachbarstraßen ausgewichen waren. In der vorletzten Woche bekam ihre Mutter ein Knöllchen. Vorgestern erwischte es sie selber. 20 Euro wurden fällig, als sie an der Hingbergstraße an einer nicht als Parkplatz gekennzeichneten Stelle hielt, um ihren kleinen Sohn und die Einkaufstaschen schnell nach Hause zu bringen und dann ihr Auto wieder wegzustellen.

Autos im Baustellenbereich abgestellt

„Im Grunde müsste ich immer wieder meinen Mann oder meine Mutter darum bitten, mir die Einkaufstaschen und die Kinder abzunehmen, damit ich den Wagen schnell wieder wegfahren kann, um nur ja kein Knöllchen zu bekommen,.“ ärgert sich die Ärztin. Sie kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stadt die Parkplatznot der Anwohner an der Baustelle Brückstraße ausnützt und mit verstärkten Kontrollen Parksünder sucht, um mit Knöllchen die Stadtkasse zu füllen statt neue Parkplätze auszuweisen. „Leider habe ich noch keine Kontrolleure getroffen. Sonst hätte ich sie sofort darauf angesprochen“, bedauert die 31-Jährige.

Ihren Verdacht, die zuständigen Mitarbeiter des Ordnungsamtes würden die baustellengeplagten Bürger an der Brückstraße auch noch verstärkt zur Kasse bitten, weist Stadtsprecher Volker Wiebels zurück. „Wir haben nur in der vergangenen Woche verstärkt an der Brückstraße kontrolliert, weil uns eine Baufirma darum gebeten hatte, nachdem einige Bürger ihr Auto im Baustellenbereich abgestellt hatten und die Firma deshalb mit ihren Fahrzeugen nicht mehr rangieren konnte. Ansonsten wird in diesem Bereich auch nur sehr sporadisch kontrolliert.“

Abwasserkanal wird saniert

Holzner glaubt nicht an eine Beschwerde der für die RWW tätige Baufirma. „Denn die Bauarbeiter sind immer sehr nett und haben viel Verständnis für uns. Von denen würde niemand bei der Stadt anrufen und sich beschweren,“ Sicher ist für Holzner und ihre Nachbarn nur eines.

Die nächste Baustelle kommt bestimmt. Denn nach der RWW, die ihre Bautrupps spätestens am kommenden Dienstag abziehen will, kommen die von der Mülheimer Energiedienstleistung (Medl) beauftragten Bauarbeiter, die von Ende März bis Ende Mai den über 100 Jahre alten Abwasserkanal unter der Brückstraße sanieren sollen. Und danach muss dann erst mal die Straßenoberfläche wieder hergestellt werden. Holzner befürchtet, dass die Anwohner auch hierfür mit Abgaben zur Kasse gebeten werden und die Langzeitbaustelle an der Brückstraße frühesten im Sommer der Vergangenheit angehören könnte.