Heißen/Fulerum. . Die Anwohner der Velauer Straße protestieren gegen „gesundheitsgefährdende Zustände“ und fordern eine feste Blitzanlage. Verkehrslärm in den Morgenstunden störe besonders. Nachbarn wollen nun an die Oberbürgermeisterin appellieren.
Die Heinrich-Bertrand-Höhe ist gesäumt von kleinen Häuschen, keines gleicht dem anderen, jeder Garten ist individuell gestaltet, aber die Anwohner eint ein Problem: Hier lebt es sich laut. Denn gleich hinter den Hecken, die die Grundstücke begrenzen, führt die Velauer Straße vorbei.
Zwar schreiben Schilder eine maximale Geschwindigkeit von 50, in Höhe des Wasserturms sogar nur 30 km/h vor, aber „so gut wie keiner hält sich daran“, beklagen Heike Schucht, Corinna Haupt und andere Anwohner einhellig. Tagsüber donnere der Lkw-Verkehr vorbei, an schönen Wochenenden kreischen Motorräder, deren Fahrer „die Velauer Straße mit einer Rennstrecke verwechseln“.
An Schlummer bei frischer Luft sei nicht mehr zu denken
Sabine Szobries, die mit Mann und Sohn seit neun Jahren hier wohnt, sagt: „Besonders extrem ist der Lärm morgens zwischen halb sechs und neun.“ An Schlummer bei frischer Luft sei nicht mehr zu denken, mehr als 3000 Euro hätten sie jüngst in dreifach verglaste Schlafzimmerfenster investiert. Und auch in der Nutzung ihrer Gärten und Terrassen fühlen sich die Anwohner empfindlich gestört: „Nachmittags, wenn der Feierabendverkehr kommt“, berichtet Sabine Szobries, „stinkt es draußen wie die Hölle.“
Dass auf der Velauer Straße geblitzt wurde, habe sie bislang so gut wie nie erlebt: „Wir haben mehrfach die Polizei zu Radarkontrollen – ohne Erfolg– aufgefordert.“ Messungen könnte theoretisch auch das Mülheimer Ordnungsamt durchführen. Auf Anfrage erklärt jedoch Kerstin Kunadt, zuständige Abteilungsleiterin für den Zentralen Außendienst: „Da die Straße dort von Hecken und Ackerfläche begrenzt wird, haben wir gar keine Möglichkeit, ein Geschwindigkeitsmessgerät aufzustellen. Außerdem gibt es dort mehrere Kurven, man braucht aber eine bestimmte gerade Strecke, um einzumessen.“ Nebenbei: Wünsche von Anwohnern, an dieser Stelle eine Blitzaktion durchzuführen, lägen ihr auch gar nicht vor.
„Aktion gegen Lärm und Raserei“
Es ist allerdings gut möglich, dass die vereinte Nachbarschaft bald in anderer Form bei der Stadt in Erscheinung tritt: Wolfgang Bunnenberg und Jutta Dreifert haben federführend einen Appell an die Oberbürgermeisterin verfasst, für den sie seit gestern Unterschriften sammeln. Sie nennen es „Aktion gegen Lärm und Raserei“ und protestieren gegen „die unhaltbaren und gesundheitsgefährdenden Zustände“ nahe der Velauer Straße.
Die Anwohner haben auch eine Idee, wie man dem Übel begegnen könnte: Sie fordern die Installation einer festen Blitzanlage. „Die Stadt würde gut verdienen. Und wir hätten ein wenig mehr Ruhe“, meint etwa Heike Schucht.
Dezibelwerte hart an der Grenze
Die Velauer ist tatsächlich eine viel frequentierte Straße: Laut Bundesverkehrszählung 2010 wurde sie in Höhe Priesters Hof täglich im Durchschnitt von fast 15.900 Kraftfahrzeugen genutzt, wochentags waren es sogar rund 17.500, wobei der Lkw-Anteil über drei Prozent beträgt. Diese Daten sind nun fast vier Jahre alt, aber niemand wird behaupten, es sei in letzter Zeit ruhiger geworden, eher im Gegenteil.
Verkehrszählungen, nicht etwa Messungen, sind auch Grundlage der Lärmberechnungen, die der Stadt für jedes einzelne Gebäude nahe der Velauer Straße vorliegen. Laut Lärmkartierung 2012 werden für die Häuser an der Heinrich-Bertrand-Höhe Lärmwerte erreicht von 61 bis 69 dB(A) tagsüber und etwa 51 bis 59 dB(A) zur Nachtzeit. „Natürlich ist klar, dass vor allem die Gärten hoch belastet sind“, sagt Michael Stallmann, Sachbearbeiter Lärmschutz im Umweltamt, „aber die geltenden Lärmsanierungswerte von mehr als 60 dB nachts und über 70 dB tagsüber werden hier nicht überschritten.“ Daher taucht die Velauer Straße auch nicht im aktuellen Mülheimer Lärmaktionsplan auf.
Straßen NRW für bauliche Veränderungen zuständig
Hinzu kommt etwas anderes: Für denkbare Gegenmaßnahmen, etwa das Auftragen lärmoptimierten Asphalts oder den Bau von Schutzwänden, wäre die Stadt wohl auch gar nicht zuständig, da die Velauer in diesem Abschnitt bis zur Grenze nach Essen als Landesstraße läuft. „Dass die Velauer Straße laut ist, ist unstrittig“, bestätigt auch Kerstin Kunadt, Abteilungsleiterin im Ordnungsamt. „aber für bauliche Veränderungen ist nicht die Stadt zuständig, sondern Straßen.NRW.“