Mülheim. Die Sonne scheint, und doch dürfen Spaziergänger noch nicht über die Promenade flanieren. Was fertig wirkt, ist noch ein Provisorium, erklärt Ruhrbania-Koordinator Günther Helmich. Die Fertigstellung ist für April vorgesehen. Und der historische Leinpfad sei nicht gefahrlos zu betreten.

Den Platz am Hafenbecken musste Günther Helmich noch im alten Jahr öffnen. Gern hätte er ihn noch länger durch einen Bauzaun geschützt, aber der Druck war zu groß, wie der Ruhrbania-Projektleiter der Stadt sagt. Aber die Promenade ist immer noch nicht freigegeben. Auch vor dem Baufeld 1, dem Gebäude von Kondor Wessels blockiert ein Bauzaun den Weg. Nur direkt an der Hauswand bleibt für die Bewohner eine freie Gasse. „Es ist noch eine Baustelle“, sagt Helmich. „Es sieht fertig aus, ist es aber nicht.“

Einiges sei noch provisorisch, an einigen Stellen müsse das Pflaster wieder aufgenommen werden. Helmich geht auch davon aus, dass an der Promenade derzeit kaum jemand spazieren gehen will. „Welches Ziel sollen Spaziergänger denn da schon haben?“, fragt er und fügt nachdrücklich hinzu: „Das ist eine Baustelle. Flair ist da nicht. Da ist Staub, Lärm und Dreck.“ Die Arbeiten seien im Zeitplan. Warum das so langsam gehen muss, sagt er nicht. Vorgesehen sei, dass die Promenade im April, kurz vor der offiziellen Einweihung des Platzes am Hafenbecken freigegeben werde.

"Da wollen ganz viele hin"

Renate Sommer ärgert es, dass es an der Promenade so schleppend vorangeht und sie dort nicht durchkommt. Die 82-Jährige wohnt im umgebauten Stadtbad und hält sich täglich mit ausgedehnten Spaziergängen fit. Bei ihren Spaziergängen geht sie auch häufig durch die Müga nach Styrum. Dabei würde sie gerne an der Ruhrpromenade entlanggehen und über die Eisenbahnbrücke auf die Stadthallenseite wechseln. Da der Weg gesperrt ist, muss sie über die Schollenstraße zur Friedrich-Ebert-Straße, an Rathaus und MWB-Baustelle vorbei, um die Treppe zur Eisenbahnbrücke zu erreichen. Nicht gerade ein schöner Weg.

Auf der Baustelle an der Promenade kann sie nur einen minimalen Baufortschritt erkennen. „Mal arbeiten dort ein oder zwei Arbeiter, mal gar keiner“, kritisiert die ehemalige CDU-Kulturpolitikerin und denkt, dass das schneller gehen kann. Dass dort niemand spazieren will, glaubt sie nicht. „Da wollen ganz viele hin“, ist sie sich sicher. Gerade bei dem Sonnenschein. Wie zum Beweis dieser Ansicht schlängelte sich gestern Mittag beim Fototermin auch ein älterer Herr durch die Absperrung, um weiter in Richtung Hütte zu laufen. Helmich geht auch davon aus, dass die breite Promenade, die jetzt noch jenseits des Baugebiets des MWB liegt, von den Bautrupps in den nächsten Monaten auch genutzt werden wird.

Leinpfad-Pflaster entspricht nicht der Norm

Aus Erfahrung weiß man allerdings, dass größere Baustellen neugierig machen und eher die interessierten Blicke anziehen als sie abzustoßen. Dass das Projekt im Gespräch bleibt und der Baufortschritt der Gebäude Stadtgespräch bleibt, dürfte auch dem Investor MWB ganz Recht sein.

Aber selbst, wenn hier Baustelle und Spaziergänger unvereinbar sein sollten, es gibt ja noch auf der unteren Ebene den historischen Leinpfad, der begehbar wäre. Aber auch das sieht Helmich anders. „Wir müssen hier noch ein Schild ‘Betreten auf eigene Gefahr’ anbringen“, sagt er. Das grobe, historische Pflaster entspreche nicht der Norm. Über Unebenheiten könnten Spaziergänger stolpern, stürzen und sich dabei verletzten.