Mülheim. . Friedhelm Breer (81) und Wolfgang Thommessen (72) sind als Mitglieder beim Technischen Hilfswerk in Mülheim (THW) Männer der ersten Jahre. Die blaue Uniform tragen sie seit über 50 Jahren aus Überzeugung.
Ein Ehrenamt kann man übernehmen, für ein paar Jahre, man kann es aber auch leben: Für Friedhelm Breer (81) und Wolfgang Thommessen (72) gehört die Mitgliedschaft im Technischen Hilfswerk (THW) zu ihrem Leben dazu. Seit 50 Jahren. Weil das THW in Mülheim erst in den Fünfzigern gegründet wurde, kann man mit Fug und Recht behaupten: Breer und Thommessen sind Männer der ersten Jahre.
Friedhelm Breer war bis vor drei Jahren aktiv, inzwischen ist er nicht mehr so gut zu Fuß. Wolfgang Thommessen steht noch heute dem THW-Helferverein vor und kümmert sich um die THW-Gebäude. 600 Freiwilligenstunden, so schätzt er, kommen übers Jahr zusammen. „Es gibt Zeiten, da bin ich täglich beim THW.“ Er blickt auf lange Jahre in der THW-Jugendarbeit zurück, die er 1986 selbst ins Leben rief.
„Erst habe ich es nur als Pflicht angesehen“
Damit war nicht zu rechnen, als der junge Wolfgang Thommessen 1963 zum THW kam, um dort den „Wehrersatzdienst“, wie es damals hieß, abzuleisten. „Erst habe ich es nur als Pflicht angesehen“, erinnert er sich. „Aber ich bin reingewachsen.“ Der gelernte Installateur leitete mehrere Jahre den Instandsetzungszug. Aus den geplanten zehn Jahren wurden über 50.
„Friedhelm, komm doch mal vorbei“, hatte ein Freund vor über 50 Jahren eingeladen. Friedhelm Breer kam zum THW – und blieb bis heute. Einer, der vom Bau kam und anpacken konnte, beim Bergen, beim Evakuieren, beim Räumen und beim Bauen – solche Männer waren vor 50 Jahren beim THW so gefragt wie heute. Und Friedhelm Breer, damals schon ein gestandener, berufstätiger Mann, sagt heute: „Beim THW habe ich viel gelernt.“ Im Bergungsdienst aus Höhen und Tiefen. Zum Beispiel, wie man einen Stahlträger einziehen kann. „Mein Chef hat damals gestaunt“, schmunzelt Breer noch heute. Er half in der Grund- und in der Bergungsdienstausbildung. „Auch unsere Übungen“, erinnert er sich, „waren sehr beeindruckend.“ Oft seien sie auch überörtlich eingesetzt worden. Den schlimmsten Ernstfall auf Mülheimer Gebiet hat nur einer der beiden Männer erlebt.
„Ich habe noch nie so viele Särge gesehen“
Friedhelm Breer war nicht in der Stadt, als die Cessna 1988 im Ruhrtal abstürzte. Doch Thommessen erinnert sich noch genau: „Morgens um 9 kam der Alarm.“ Die Autos der Helfer seien im weichen Boden eingesunken. „Wir haben auf die Schnelle Behelfsbrücken gebaut.“ Helfen konnten dann auch die Männer in den blauen Uniformen nicht mehr. Nur noch Tote bergen aus dem Wrack. „Ich habe noch nie so viele Särge gesehen.“
Das Ehrenamt vererbt sich, bleibt in der Familie: Beide Jubilare hatten ihre Söhne beim THW. Und Thommessens Ehefrau Gerlinde leitet noch heute die Küche. Für die Jubilare gilt, was für alle THW-ler im Rentenalter gilt: Sie bleiben als vollwertige Mitglieder mitten in der Gemeinschaft.