Mülheim. Schon nach zehn Tagen haben die Ausstellung im Mülheimer Kunstmuseum über 4000 Besucher gesehen. Kunstfreunde stehen schon vor der Öffnung Schlange. Das Museum belebt auch die Innenstadt. „Ich kann mein Glück gar nicht fassen“, sagt Marion Appenzeller von Ricks Café.

Mit der gewohnten Beschaulichkeit ist es im Kunstmuseum erst einmal vorbei. August Macke sorgt für eine Lebendigkeit wie man sie aus den großen Häusern kennt. Schon vor der Öffnung des Hauses stehen Kunstfreunde vor der verschlossenen Tür und warten, reihen sich dann an der Kasse in eine Schlange ein und sonntags drängen dann gleich 60 Interessierte zur ersten Führung, was natürlich nicht geht. So muss dann die Gruppe geteilt werden und der stellvertretende Museumsleiter Gerhard Ribbrock zu Hause angerufen werden. Flugs eilt er dann zur Unterstützung ins Museum.

So wurden alleine am vergangenen Sonntag 1000 Besucher in der Alten Post gezählt. „Es ist enorm“, stellt Museumsleiterin Beate Reese erfreut fest. Seit der Eröffnung der Ausstellung am 1. Februar sind bereits über 4000 Besucher ins Museum gekommen. Das mag man kaum glauben. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr kamen insgesamt 250.00 Besucher ins Haus.

Schattenseiten

Dieses große Interesse hat auch kleine Schattenseiten. Wenn drei Führungen gleichzeitig im Haus unterwegs sind, ist es bei der schlechten Akustik sehr laut und im Gegensatz zu großen Häusern verfügt die Alte Post weder über Audioguides noch über Technik, die eine Führung über Kopfhörer ermöglicht. Durch die thematische Erweiterung der Ausstellung hofft Reese, dass sich die Besucherströme entzerren. Im Besucherforum im Obergeschoss ist neben Schülerarbeiten und Hintergründen zum Expressionismus vor allem eine Reproduktion des großen Gemäldes „Paradies“ zu sehen, das Macke mit seinem Freund Franz Marc 1912 erstellte; und im Grafikkabinett sind Arbeiten über den Ersten Weltkrieg zu sehen.

„Ganz glücklich“ über die Besucherzahlen ist auch Marion Appenzeller von Ricks Café im Medienhaus. Gerade erst hat sie eine knapp 30-köpfige Gruppe bewirtet. „Ich kann mein Glück gar nicht fassen“, sagt sie. Ansonsten sei der Februar ja eher ein schwacher Monat und gebe es in der trostlosen Innenstadt insgesamt wenig Hoffnungsvolles. Sonntags hat sie die Öffnungszeiten auf 12 Uhr vorverlegt, damit die Besucher aus dem Museum auch sofort eine Anlaufstelle haben. Sie überlegt, sofern der Besucherstrom anhalten sollte, ob sie noch früher öffnen soll, damit die Kunstliebhaber bei ihr direkt frühstücken können.

Entwicklung ist nicht nur ein Strohfeuer

Es scheint sich bei der Entwicklung nicht um ein Strohfeuer zu handeln. 161 Gruppen haben sich angemeldet, berichtet Ribbrock. Heute informieren sich 22 Lehrer über das umfangreiche museumspädagogische Programm. Schon jetzt liegen gut 70 Anmeldungen von Schulklassen vor – auch aus den Nachbarstädten. „Wir mussten auch schon Anfragen ablehnen“, bedauert Ribbrock, weil viele Klassen nur wenige Termine für Kunstbesuche frei haben und dann ausgerechnet oft dieselben. Dabei dehne man die Zeiten schon auf den ansonsten geschlossenen Montag und den frühen Morgen aus. Auch für Erwachsene, die kreativ werden wollen, gibt es Angebote.

Für all die Führungen und pädagogischen Angebote, aber auch beim Aufsichtspersonal, hat das Museum jetzt deutlich Personal aufgestockt. Und auch im Museumsshop haben die Damen des Förderkreises alle Hände voll zu tun. Sie stehen zu zweit an der Theke, packen die Artikel aus Kisten, beraten Kunden und verpacken liebevoll. Renate Sommer ist begeistert, dass viele Euro in der Kasse klingeln, gibt aber zu: „Wir sind hier an der Grenze dessen, was Ehrenamt leisten kann.“ Mehrere Stunden an der Kasse zu stehen, ist für eine 82-Jährige eben doch recht anstrengend.