Mülheim.

Der 14. Februar wird als Fest der Liebenden zelebriert, von bewegten Frauen neuerdings auch als Aktionstag gegen Gewalt, von der – wie sie verkünden – weltweit jede dritte Geschlechtsgenossin im Laufe ihres Lebens betroffen sei. Eine amerikanische Aktivistin nahm diese Schätzung zum Anlass, die Kampagne „One Billion Rising“ (Eine Milliarde erhebt sich) zu initiieren. Am kommenden Freitag soll unter diesem Motto erstmals auch in Mülheim eine Aktion stattfinden.

Organisiert wird sie im wesentlichen von Brigitta Schustalla (56) und der Tanzpädagogin Gisela Kämpgen (63), die bereits im Vorjahr als eine von etwa fünfzig Frauen plus einem Mann in der Oberhausener City mobil machten.

Treffpunkt: Kurt-Schumacher-Platz

„Seit ich denken kann, befasse ich mich mit Frauenthemen“, sagt Gisela Kämpgen. Und Brigitta Schustalla, die in der Sozialagentur arbeitet, kommt in ihrem Berufsleben, wie sie berichtet, mitunter mit erschütternden Schicksalen in Berührung. Sie erfährt von Mädchen, die beschnitten wurden oder vom eigenen Vater schwer misshandelt, weil sie schwanger sind.

Ihren Protest gegen Gewalt wollen die beiden Mülheimerinnen mit einem „Flashmob“ ausdrücken, der am 14. Februar um 16 Uhr auf dem Kurt-Schumacher-Platz beginnen soll. Einen Infostand soll es dann geben und vor allem: eine Choreographie, die getragen wird von einer Tanzgruppe, der Schustalla und Kämpgen seit langem angehören. „Chaos“, wie sich die rein weibliche Formation nennt, kam vor mehr als drei Jahrzehnten zusammen, ganz genau können die Mitglieder das selber nicht mehr sagen. „Wir kommen ursprünglich aus dem Jazzdance, und das Tanzen hat uns gemeinsam durch unser ganzes Leben begleitet.“

Kein Auftritt, sondern ein Aufstand

Rund ein Dutzend gestandener Frauen gehört zum „Chaos“-Zirkel, der jeweils am ersten Montag im Monat in einem Speldorfer Gemeindehaus zusammenkommt, um sich zu bewegen und auszutauschen. Reichlich runde Geburtstage haben sie schon miteinander gefeiert: Der Altersschwerpunkt der Truppe liegt mittlerweile zwischen 50 und 60 Jahren.

Als Gisela Kämpgen mit der Idee kam, den Flashmob in der City auf die Beine zu stellen, stieß sie nicht auf ungeteilte Begeisterung: „Als ich es vorschlug, sagten einige: ,Wir wollten doch nicht mehr auftreten.’ Ich habe ihnen klar gemacht, dass dies kein Auftritt ist, sondern ein Aufstand.“ Allerdings kein wilder, sondern einer, der vorgeschriebenen Schritten folgt.

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Zum Aktionstag gibt es nämlich eine Art weltweite Hymne mit dem Titel „Break the Chain“ (Zerbrich die Kette) und eine hierzu entwickelte Choreographie, die man mit Hilfe von Youtube-Videos lernen und nachtanzen kann. Die „Chaos“-Frauen und Sympathisantinnen haben sich schon zu mehreren Proben in der Dezentrale getroffen. Die Choreographie sei gar nicht so einfach, räumt Gisela Kämpgen ein: „Aber warum können wir uns nicht mal anstrengen für eine Sache?“ Wenn sie am Freitagnachmittag auf der Straße mobil machen, soll das Publikum einbezogen werden. „Männer natürlich auch.“