Mülheim. Düsseldorf schickt einen Essener pünktlich zum Start des Wahlkampfes nach Mülheim: Thomas Mehlkopf-Cao hat auch ein programmatisches Profil.
„Ich freue mich auf eine spannende Aufgabe“, schreibt Thomas Mehlkopf-Cao gestern morgen auf seiner Facebook-Pinnwand. Die Aufgabe: Der 50-Jährige ist der neue Geschäftsführer der Mülheimer CDU. Dass der Essener auch unter den Christdemokraten hier kein Unbekannter ist, zeigt sich schon wenige Kommentare später. Dort sendet ihm nämlich Stefan Zowislo seine besten Wünsche: „Toi, toi, toi an den Nach-, Nach-, Nachfolger.“ Zowislo, der mittlerweile in Wittenberg das Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet, hatte auch einmal diesen Posten inne. Und er ist damit auch ein Beispiel dafür, dass man als Kreisgeschäftsführer in der Mülheimer CDU etwas werden kann. Schließlich brachte er es bis zum Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt. Allerdings auch nur bis zum Kandidaten und nicht ins Rathaus selbst.
Die unmittelbare Vorgängerin Mehlkopf-Caos, Astrid Timmermann-Fechter, war da schon erfolgreicher, sitzt sie doch nun im Bundestag. Übrigens ja nicht nur für Mülheim, sondern ihr Wahlkreis umfasst auch einen Teil Essens, genauer: Essen-Borbeck. Und daher stammt auch: Thomas Mehlkopf-Cao. Hier steht der 50-Jährige dem CDU-Stadtverband vor, hier sitzt er in der Bezirksvertretung.
Essens CDU ist skeptisch
Ein Signal dafür, dass Mülheimer und Essener Christdemokraten künftig auch jenseits von Wahlkämpfen enger zusammenarbeiten werden? Die Mülheimer SPD könnte da Beispiel sein. Dort werden die Geschäfte nämlich schon seit längerer Zeit von Essen aus mitgeführt. Wenn auch der bisherige Geschäftsführer und nun ebenfalls Bundestagsabgeordnete Arno Klare einen Mülheimer Hintergrund hatte. Bei der Essener CDU steht man solchen Zusammenschluss-Konzepten jedenfalls skeptisch gegenüber: „Wir sind als Partei dezentral organisiert. Die Mülheimer Probleme sind andere als die in Essen“, so der Essener CDU-Kreisgeschäftsführer Norbert Solberg auf NRZ-Anfrage. „Ich bin auch Mitglied des Betriebsrates. Und deswegen relativ sicher: Die zur Zeit im Land bestehenden 54 Geschäftsstellen werden bestehen bleiben.“
Der Mülheimer CDU-Vorsitzende Andreas Schmidt betont, dass diese Personalentscheidung durch den Landesverband getroffen worden sei. „Aber natürlich werden wir vor Ort auch gehört.“ Er freue sich jedenfalls auf die Zusammenarbeit. Ein inhaltliche Bedeutung will er der Personalie jedoch nicht zuschreiben. Dass Timmermann-Fechter auch Bundestagsbegeordnete geworden sei, habe mit deren Erfahrungen zusammengehangen, die sie zuvor in Marl bereits einmal bei einer Kandidatur gesammelt hatte. Bei Mehlkopf stehe die Geschäftsführung im Vordergrund.
Mehlkopf gilt als der Konstrukteur des „Vierbündnisses“
Dabei könnte Mehlkopf durchaus programmatische Akzente setzen, wo wie es je auch seinerzeit sein Vor-Vor-Vorgänger Zowislo getan hatte. Mehlkopf kann als Vertrauter von Thomas Kufen gelten. Kufen, dessen Wahlkreis als Landtagsabgeordneter sowohl Teile Mülheims als auch Essens umfasst, hat seine politische Heimat in Borbeck. Am vergangenen Wochenende wurde er zum Essener Oberbürgermeister-Kandidaten gewählt. Vor allem wohl auch deswegen, weil er sich als Fraktionsvorsitzender im Rat als Stratege bewährt hat: Er gilt als der Konstrukteur des „Vierbündnisses“ aus CDU, FDP, Grünen und einer Bürger-Liste, das gegen die SPD-Mehrheit in Stellung gebracht worden ist. Ähnliche Ansätze gab es zuletzt ja auch in Mülheim; der heutige Landtagsabgeordnete Heiko Hendriks stand für diesen Kurs. Und: Wie Kufen strebt Hendriks eine Doppelrolle an, in Landtag und Stadtrat...
Mehlkopf steht aber auch noch für einen anderen programmatischen Akzent, für eine Erweiterung der CDU über ihr klassisches konservatives Kern-Klientel hinaus. Der studierte katholische Theologe Mehlkopf-Cao ist bekennend homosexuell, lebt in einer eingetragenen Partnerschaft und ist bei den „Lesben und Schwulen in der Union“ aktiv.