Mülheim. . Waffeln backen, gemeinsam singen, Fußball gucken: Auch in der letzten Lebensphase findet viel Leben statt. Gestaltet wird dieser Alltag im Mülheimer Hospiz häufig von Ehrenamtlichen. Doch sucht das hauptamtliche Team vor allem noch Freiwillige, die an den Türen der Sterbenden nicht Halt machen.
„Beim Sterben“, sagt Pfarrerin Klaudia Schmalenbach, „geht es weniger ums Machen und mehr ums Lassen.“ Große Gesten, besondere Ausflüge, aufwendige Menüs – all das braucht es nicht, haben die Verantwortlichen im Mülheimer Hospiz erfahren. Die kleinen Dinge sind es, die auch in der letzten Lebensphase noch Lebensfreude vermitteln können: Eisessen an der Ruhr, Anfeuern des Lieblingsvereins am Fernseher, ein offenes Ohr und ein liebes Wort. Dann wird aus Lassen schnell ein Zulassen: Auch Trauer gehört zum Hospiz-Alltag und die Erkenntnis, nicht auf alles eine Antwort zu haben. Menschen, die sich darauf einlassen können, werden dort als Ehrenamtliche gesucht.
44 Ehrenamtliche engagieren sich derzeit im Hospiz. Alle wurden sie rund ein halbes Jahr lang in Grund- und Aufbaukursen auf ihren Einsatz vorbereitet. 18 von ihnen absolvierten den inzwischen dritten Vorbereitungskurs, der im vergangenen Dezember endete, und werden erst am heutigen Samstag mit einem Gottesdienst in der Kapelle des Ev. Krankenhauses eingeführt.
Verabredung zum Fußballgucken
Dennoch ist das hauptamtliche Team des Hospizes gedanklich bereits beim nächsten Kurs, wünscht es sich doch noch mehr ehrenamtliche Unterstützung. Denn die, berichtet die stellvertretende Hospizleiterin Monja Mika, bedeute nicht nur Entlastung für das Pflegepersonal, sondern präge auch die Atmosphäre des Hauses. Ein Beispiel: Werden Besucher persönlich an der Haustür begrüßt, vielleicht eigenhändig zum Zimmer gebracht, sei das ein herzlicheres Willkommen, als eine Pflegekraft, die zwischen dem Gang von einem Zimmer zum nächsten kurz die Tür öffnet.
Tag des offenen Hospiz
So gibt es dann auch verschiedene Aufgabenbereiche im Hospiz: Der Empfang ist einer. Andere Ehrenamtliche bieten den Gästen Programm, backen Waffeln oder singen mit ihnen. Einige Ehrenamtliche verabredeten sich auch jüngst mit einem Gast zum Fußball-Gucken – im Hospiz gibt es nämlich nun auch Sky – und Schalke hat auch noch gewonnen.
Übernahme von Nachtdiensten erwünscht
Grundsätzlich wünscht sich Geschäftsführer Ulrich Schreyer aber mehr Menschen, die sich nicht scheuen, auch die Zimmer der Sterbenden zu betreten und die den engeren Kontakt zu den Gästen suchen. Klaudia Schmalenbach, die Vorsitzende des Fördervereins und zuständig für die Ausbildung der Ehrenamtlichen ist, würde sich freuen, mehr Ehrenamtliche zu gewinnen, die auch Nachtdienste übernehmen.
„Das“, weiß sie aus eigener Erfahrung, „ist nicht einfach.“ In der Nacht bei einem sterbenden Menschen zu sitzen, führe oft zu sehr intensiven Gedanken und einer ganz anderen Nähe. Doch gerade diese Nähe und Fürsorge sei es, die Menschen am Ende ihres Lebens benötigten.