Mellinghofen. . Die Realschule an der Mellinghofer Straße setzt auf individuelle Förderung. Sie bietet „Lernbüros“ an, in denen die Schüler Unterrichtsstoff wiederholen oder vertiefen können. Die Lehrer wollen bei Schülern Selbstein-schätzung und Eigenverantwortung schulen.
Wer fünf Stunden lang gelernt hat, darf mittags auch einfach mal herumlümmeln. Im neuen Chill-Raum der Realschule an der Mellinghofer Straße haben es sich Acht- und Neuntklässler in bunten Sitzsäcken bequem gemacht und quatschen miteinander. Nebenan, in einem anderen gemütlichen Dachgeschosszimmer, geht es lauter zu, dort wird gekickert.
„Wir sind eine Halbtagsschule - auch deshalb, weil viele unserer Eltern es befürworten, dass ihre Kinder in ihrer Freizeit individuell ihren Hobbys nachgehen können“, sagt Schulleiterin Judith Koch. Dennoch werde in Kooperation mit der Diakonie für die Kleinen aus den Klassen 5 bis 7 die verlässliche Betreuung bis 15.45 Uhr angeboten. Und da eine Mittagspause seit 2013 Pflicht in NRW ist, ist der Freizeitbereich auch für die Großen da, die einmal pro Woche nachmittags Unterricht haben.
Enge Schüler-Lehrer-Bindung
„Erziehung durch Beziehung“ lautet das Motto des Lehrerkollegiums. Gemeint ist: Je kleiner eine Schule ist, desto enger ist die Lehrer-Schüler-Bindung - und desto besser der Austausch zwischen den Pädagogen. „Wir führen viele kleine Gespräche mit unseren und über unsere Schüler. Wir haben ein großes Interesse daran, jedes Kind so gut zu kennen, dass wir wissen, ob es ihm gut geht und wie es am besten gefördert werden kann“, sagt Konrektorin Grit Freiberg-Scheidt. Jeder Lehrer kenne jeden der 590 Schüler.
Überzeugt ist man an dieser Realschule zudem davon, dass Kinder nicht zu früh in Bahnen gelenkt werden sollten. „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, bilingual zu fahren oder MINT-Schule zu werden. Wir wollen den Kleinen alle Wege noch offen lassen. Wenn sie sich in der 7 für ein Neigungsfach entscheiden, ist das früh genug“, meint Judith Koch. Zur Auswahl stehen dabei Französisch, Sowi, Bio, Chemie, Informatik oder Technik.
Individuelle Förderung
Die individuelle Förderung ist einer der wichtigsten Bausteine des Schulprogramms, sie wird auf unterschiedlichste Art betrieben und hat der Realschule das Gütesiegel „Individuelle Förderung“ eingebracht. So werden die Kinder und Jugendlichen beispielsweise in „Lernbüros“ gefördert und gefordert. „In einer Stunde pro Woche wird der Klassenverband aufgelöst, sechs bis sieben Lehrer sind dann für die rund 30 Schüler da, um ihnen in ihrem Fach weiterzuhelfen.
Jeder Schüler entscheidet selber, in welchem Fach und zu welchem Thema er Hilfe bekommen möchte - und da er das vorher ankündigt, kann sich der Lehrer gezielt vorbereiten“, sagt Frank Michels, zweiter Konrektor. Das schult Selbsteinschätzung und Eigenverantwortung. Nur die Kleinen werden noch geleitet. Die Lehrer schreiben unter die Klassenarbeiten, wo und was noch mal geübt werden sollte.
Mit "Schulplaner" gut organisiert
Was unterscheidet die Realschule an der Mellinghofer Straße von anderen Schulen? Zum Beispiel ein Lehrerraum-System. Das heißt: Nicht der Pädagoge sucht die verschiedenen Klassen auf, sondern die Schüler kommen zum Lehrer. „Da wir oft kooperative Lehrmethoden anwenden, brauchen die Lehrer viele Materialien, und sie können in ihren Räumen auch verschiedene Lernecken einrichten“, nennt Schulleiterin Judith Koch zwei Vorteile dieses Prinzips. Es passe zudem sehr gut zum praktizierten Doppelstunden-System.
Eine ganz besondere Besonderheit ist wohl der „Schulplaner“ - eine Art Hausaufgabenheft, in das jeder Schüler einträgt, welches Lernbüro er zurzeit besucht. Der Planer lässt auch Platz für Erinnerungsnotizen, Fragen von Lehrern oder Eltern, Adressen von Freunden, uvm. Und: Die Eltern müssen jede Woche „abhaken“, sind also regelmäßig mit einbezogen.
Arbeitsgemeinschaften fest verankert
Nicht einzigartig, aber fest verankert im Schulprogramm: das Lerntraining. „Die Schüler lernen unterschiedliche Arbeitsmethoden und Lerntechniken kennen, aber auch sich selbst und ihren Schulalltag zu organisieren“, erklärt Frank Michels.
Arbeitsgemeinschaften sind Teil des Schullebens - auch solche mit Bezug zur Berufswelt. Die Schüler der Siemens- bzw. Mannesmann-AG z.B. besuchen die Ausbildungswerkstätten der Unternehmen und arbeiten dort tatkräftig mit. Berufsvorbereitung und Persönlichkeitsschulung bietet die Schule ebenso an wie persönliche Beratung durch Beratungslehrer oder eine („sehr wichtige“) Sozialpädagogin.
Das Fach Französisch wird an der Mellinghofer Straße sehr gepflegt: Es startet in der 6 als zweite Fremdsprache und kann in der 7 dann als Hauptfach gewählt werden. Freiwillig kann zudem die externe DELF-Prüfung abgelegt werden. Das I-Tüpfelchen für die Französischschüler: ein Austausch mit einer Schule in Frankreich.