Mülheim. In unserer Serie stellen wir die Mülheimer Schulen vor. Das Team der Schule am Hexbachtal setzt auf kleine Klassen und individuelle Förderung. Bereits seit neun Jahren gibt es an der Hauptschule in Mülheim-Dümpten inklusiven Unterricht.
Das Informationsmaterial wiegt schwer: Broschüren und Faltblätter, Ausdrucke und Kopien, Grafiken und Handzettel, die Schülerzeitung und das „Informationssystem Lehrer Schüler Eltern (Ilse)“ gibt Schulleiterin Ulrike Nixdorff Interessierten mit. Viel nachlesen kann man da über das Konzept der Schule am Hexbachtal – dabei lässt sich dies mit einem Satz zusammenfassen. Ulrike Nixdorff sagt ihn fast am Ende des Gesprächs und damit eigentlich alles: „Wir sind ganz nah dran am Schüler.“
Seiteneinsteiger mit Ansage
Diese Nähe spürt sie beim Gang durch die Dümptener Hauptschule: Niemand geht am anderen ohne Hallo vorbei. Schüler mit Namen zu begrüßen, ist für die Schulleiterin kein Problem und Lob geht den Lehrern leicht über die Lippen. Positive Bestätigung ist so wichtig an dieser Schule, zu der Kinder und Jugendliche oft mit angekratztem Selbstwertgefühl kommen. Weil einfach nichts gelingen wollte, weil die Noten ständig mangelhaft waren, weil jede Klassenarbeit purer Stress war. „Wir haben viele Seiteneinsteiger. In der Sieben haben wir eine Klasse ganz neu aufgemacht“, sagt Ulrike Nixdorff und meint damit jene Schüler, die an der Realschule überfordert waren. Oft mit Ansage: „Aber das Kind durfte ja auf keinen Fall zur Hauptschule.?.?.“
Den Vorurteilen, der Angst vor der Stigmatisierung als Hauptschüler begegnet die Schulleitung immer wieder. „Viele Eltern denken an die Rütli-Schule“, sagt die stellv. Schulleiterin Brigitta Strehlau. Dabei gebe es keine Gewalt an der Schule, „nicht eine Klopperei“, wie Nixdorff sagt. Stattdessen gibt es klare Strukturen, eine Kleiderordnung (keine Jogginghosen!), eine intakte Schulgemeinschaft und intensive, individuelle Förderung.
Letztere ist das Kernstück des Konzepts: Die Kinder und Jugendlichen kommen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen an die Schule, die durchweg auf kleine Klassen mit höchstens 24 Schülern setzt. Es beginnt mit Kindern, die erst kurz in Deutschland sind, weder lesen noch schreiben, noch Deutsch können und in sogenannten Internationalen Vorbereitungsklassen unterrichtet werden, und es endet beim guten Regelschüler.
Mut, zu differenzieren
60 Prozent der Schüler beginnen eine Ausbildung
Der Hauptstandort der Schule am Hexbachtal liegt an der Borbecker Straße. Zudem hat die Schule im zweiten Jahr eine Dependance am Sanders Hof 7 („Gathestraße“, nach der ehemaligen Grundschule genannt), wo die Fünft- bis Siebtklässler unterrichtet werden. „Ein ganz tolles Gelände“ hätten die Kinder dort, sagt Schulleiterin Ulrike Nixdorff. Damit wird der Übergang zu den „Großen“, den Acht- bis Zehntklässlern im bewährten Gebäude, auch räumlich markiert.
Die achte Klasse ist eine Zäsur und der Beginn der Berufsvorbereitung. Die Dümptener setzen u.a. auf ein Berufsorientierungsbüro. Wichtig ist Hilfe bei der Berufswahl, weiß die Schulleiterin: „Wir sprechen mit unseren Schülern offen über ihre Stärken und Schwächen“, denn einige Berufswünsche seien schlicht unrealistisch. Dennoch stellt Ulrike Nixdorff fest, „dass der Hauptschulabschluss bei Lehrherren mehr anerkannt wird“. Aktuell warten sechs Schüler auf Antwort von Thyssen. Dass sechs Ausbildungsverträge unterm Christbaum liegen werden, hofft Nixdorff. Ursprünglich hatten neun Schüler an dem Projekt teilgenommen. Das entspricht der Statistik: „Im vergangenen Schuljahr gingen 60 % unserer Schüler in eine erste Ausbildungssituation.“
Dem und allem dazwischen will man gerecht werden. Deshalb differenzieren die Lehrer verschiedene Lernniveaus, stellen für jeden Schüler individuelles Arbeitsmaterial zusammen. Mathelehrerin Brigitta Strehlau hat ein Beispiel: Während die einen beim Bruchrechnen anschauliche Hilfsmittel nutzen, reichen anderen die Zahlen. „Wir haben uns den Mut, differenziert zu arbeiten, über die Jahre erworben“, sagt Nixdorff. Mut gemacht hat da auch die Inklusion: In Dümpten lernen Behinderte und Nicht-Behinderte seit neun Jahren gemeinsam. Die 13 inklusiven Klassen werden von Lehrerteams unterrichtet, die von Förderschullehrern unterstützt werden. Ulrike Nixdorff: „Von ihnen und ihrem eigenen Blick haben wir unheimlich profitiert.“
Fakten zur Schule am Hexbachtal
Der Hauptstandort der Schule am Hexbachtal ist an der Borbecker Straße 86-92, direkt an der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 102, gelegen. Im zweiten Jahr hat die Dümptener Hauptschule nun eine Dependance am Sanders Hof 7. Vorher war dies das Gebäude der Grundschule an der Gathestraße,die aufgelöst wurde.
Infos im Netz unter www.hauptschule-duempten.de