Sozialarbeit an der Schule. Das ist keine Kuschelpädagogik, sondern eine Investition, die sich langfristig in erfolgreichen Schulbiografien auszahlt. Doch was leisten Schulsozialarbeiterinnen, wie die 29-jährige Diplom-Pädagogin Anne Binnebößel, die seit Dezember 2012 an der Realschule Mellinghofer Straße arbeitet und dort am Schuljahresende vielleicht ihren Job verliert?

Was macht eine Schulsozialarbeiterin?

Binnebößel: Meine Arbeit ist Beratungsarbeit. Die Schüler kommen zu mir mit Problemen, die sie allein nicht lösen können und die sich negativ auf ihren Schulalltag auswirken. Wir überlegen dann gemeinsam, mit welcher Strategie man ihr Problem lösen könnte. Mein größter Vorteil ist, dass ich für die Schüler eine neutrale Person bin, die sie nicht aus dem Unterricht kennt und auch nicht bewerten muss.

Mit welchen Problemen werden Sie konfrontiert?

Das reicht von der Trennung der Eltern über Liebeskummer bis hin zu Mobbing, wobei sich hinter dem Schlagwort Mobbing nicht immer gleich Mobbing verbergen muss.

Wo und wie begegnen Ihnen Schüler?

Ich bin anfangs durch alle Klassen gegangen und habe mich den Schülern vorgestellt. Heute habe ich ein eigenes Büro, in dem ich während der ersten Pause eine Schülersprechstunde abhalte. Die zweite Pause nutze ich dann dafür, um ratsuchende Schüler oder Lehrer aufzusuchen und mit ihnen zu sprechen.

Wie helfen Sie konkret?

Das erste und wichtigste Instrument der Schulsozialarbeit ist das Gespräch. Denn im Gespräch sollen Schüler sich öffnen und von ihren Problemen berichten. Deshalb suche ich regelmäßig das Gespräch mit Schülern, zum Beispiel in dem ich die Leitung der Garten AG übernommen habe, in den Pausen regelmäßig Aufsicht habe, unter dem Motto „Klasse erleben“ ein Team- und Kooperationstraing mit den Fünftklässlern durchführe und dabei mit ihnen darüber spreche, was für sie eine gute Klassengemeinschaft ausmacht. Außerdem organisiere und moderiere ich das Gespräch, dass die dann gerade strafmündig gewordenen Schüler der 7. Klassen mit dem Jugendkontaktbeamten der Polizei zum Beispiel über Gewaltvorbeugung führen. Oder ich biete zusammen mit der Mutiger-Stiftung ein Zivilcouragetraining an.

Was hat eine Garten AG mit Schulsozialarbeit zu tun?

Sie ist ein freiwilliges und ganz ungezwungenes Schulangebot, das an der frischen Luft stattfindet und deshalb sehr kommunikationsfördernd wirkt.

Sie sind also eine Kümmerin und Problemlöserin.

Nicht ganz. Denn es geht für mich als Schulsozialarbeiterin nicht darum, die Probleme zu lösen, die Schüler mit Lehrern, Klassenkameraden oder Eltern haben, sondern mit ihnen zusammen Kommunikations- und Handlungsstrategien zu entwickeln, mit deren Hilfe sie ihre Konfliktsituationen besser bewältigen können.

Was würde an Ihrer Schule fehlen, wenn Sie als Sozialarbeiterin nicht mehr hier wären?

Wir haben hier tolle Lehrer an der Schule. Aber sie sind nun mal Lehrer und sollen vor allem den Unterricht meistern. Außerdem haben sie ja auch nur eine begrenzte Stundenzahl. Schüler würden sich in einem Beratungsgespräch mit Lehrern auch nie so öffnen, wie in einem Beratungsgespräch mit mir als Schulsozialarbeiterin, weil sie sich im Hinterkopf immer fragen würden: Wie verändert dieses Gespräch über meine Probleme die Wahrnehmung meiner Person durch den Lehrer und welche Auswirkungen hat das möglicherweise auf meine Noten? Als Schulsozialarbeiterin kann ich durch Gespräche und Projekte Schüler seelisch stabilisieren.