Mülheim. Wie Mülheimer Schulleiter Vertretung von Lehrerkollegen organisieren, die krank oder in Erziehungszeit gegangen sind: Lehrer sind keine Mangelware mehr.

„Bei uns ist Unterrichtsausfall in der Sekundarstufe 1 derzeit gar kein Thema, weil wir als Ganztagsgymnasium einen Lehrerzuschlag von 20 Prozent bekommen haben und durch das G8-Abitur ein ganzer Jahrgang weggefallen ist“, schildert Karl-Ziegler-Schulleiter Magnus Tewes seine Situation.

Seine Kollegin Judith Koch von der Realschule Mellinghofer Straße muss dagegen zur Zeit zweieinhalb Lehrerstellen in den naturwissenschaftlichen Fächern durch eine geschickte Stunden- und Vertretungsplanung kompensieren. So hat sie in diesem Schuljahr die Wochenstundentafel um eine Stunde gekürzt. Die Schüler werden zunächst entlastet, die Stunden werden ihnen dann aber im kommenden Schuljahr zusätzlich erteilt, damit sie den versäumten Stoff nachholen können.

Nur die Randstunden fallen aus

„Wenn Kollegen kurzfristig und nur kurzzeitig ausfallen, lassen wir deren erste und letzte Stunde, also die sogenannten Randstunden entfallen. Zwischen der zweiten und fünften Schulstunde werden sie immer vertreten,“ erklärt die Styrumer Gesamtschulleiterin Lürig.

Bei kurzfristigen Lehrerausfällen können sie und ihre Kollegen in der Regel auf sogenannte Bereitschaftslehrer zurückgreifen, die zum Zeitpunkt des Vertretungsfalls eigentlich eine Frei- oder Entlastungsstunde hätten, in der sie zum Beispiel Klassenarbeiten korrigieren oder Unterrichtsstunden vorbereiten würden. Um auch fachfremde Unterrichtsvertretung zu ermöglichen, sind Lehrer, die zum Beispiel wegen Krankheit oder Fortbildung kurzfristig fehlen, verpflichtet, den Kollegen, die sie vertreten per E-Mail Aufgaben zu schicken, die in den Vertretungsstunden abgearbeitet und später auch überprüft werden können.

Flexible Mittel des Landes NRW

In der gymnasialen Oberstufe wird außerdem vorausgesetzt, dass die Schüler solches Unterrichtsmaterial mit Aufgabenstellungen in Vertretungsstunden auch eigenverantwortlich bearbeiten können. Am Gymnasium Heißen hat man, wie dessen stellvertretender Schulleiter Robert Dißelmeyer berichtet, positive Erfahrungen mit einem Modellversuch im Fach Mathematik gemacht. Dort wurde mit Hilfe einer Online-Analyse ein genaues Stärken- und Schwächen-Profil erstellt, auf dessen Basis eine individuelle Arbeitsmappe erstellt wurde, die Schüler in Vertretungsstunden selbstständig bearbeiten können.

Fallen Lehrer durch Krankheit oder Erziehungszeiten länger als sechs Wochen aus, können Schulleiter über die Bezirksregierungen sogenannte Flexible Mittel des Landes beantragen, um damit zeitlich befristet Vertretungslehrer einzustellen, die nach dem Tarifvertrag des Landes als Angestellte auf Zeit bezahlt werden und gleichberechtigte Mitglieder des jeweiligen Lehrerkollegiums sind.

Da es seit etwa eineinhalb Jahren offensichtlich wieder einen Überhang von ausgebildeten Lehrern gibt, die keine dauerhafte Festanstellung haben, ist die Suche nach Vertretungslehrern für Schulleiter tendenziell wieder leichter geworden.