Mülheim. In den USA wird das Phänomen wohl “Shoefiti“ genannt. Auch in Mülheim sammeln sich jetzt in einem Baum immer mehr Schuhe. Mehr als 50 solcher „Blüten“ zieren den Baum in Styrum mittlerweile. Das bringt Passanten ins Grübeln - und ruft die Stadt als Behörde auf den Plan ruft.
Ungewöhnliche Blüten treibt eine kleine Hainbuche im Park von Schloß Styrum: An ihr baumelt Schuhwerk in allen Größen, dazu noch einige Bauhandschuhe. Mehr als 50 solcher „Blüten“ zieren den Schuhbaum von Styrum. Ein Phänomen, das Passanten ins Grübeln bringt. Und die Stadt als Behörde auf den Plan ruft . . .
Mancher Händler dürfte eine kleinere Auswahl an Modellen haben. An der Hainbuche im Schlosspark baumelt hier ein hochhackiger Damenschuh, dort hängen gelbe Gummistiefel im Doppelpack. Hier durchlöcherte Chucks neben plüschigen Hausschuhen, dort Flip Flops neben Kindersandalen und einem Fußballschuh, an dem noch der Matsch der Kreisklasse haftet. Eine bunt bestückte Buche, das Schuh-Sammelsurium wiegt mit dem Wind.
Schuhbäume gibt es in vielen Städten
Der Schuhbaum von Styrum – was hat es damit auf sich? Eines ist klar: Ein Unikat ist er nicht. Schuhbäume gibt in vielen deutschen Städten, das Internet berichtet von unzähligen Standorten weltweit. Ob von einer einsamen Pappel am Highway 50 im US-Wüstenstaat Nevada oder einem Baum an der Skateranlage am Westbahnhof in Tittling, Niederbayern. Doch worin liegt der Sinn, seine alten Schuhe an den Senkeln zusammenzuknoten und an einen Ast zu hängen oder zu schleudern? Hierzu liefert das Netz nichts Eindeutiges, startet aber doch reichhaltige Versuche dessen. Bei Wikipedia etwa schreibt ein Verfasser: „Häufig verbindet sich mit dieser Handlung der Wunsch, die individuellen Sorgen, zusammen mit den Schuhen, von sich zu werfen.“
Auch interessant
Erklärungsversuche gibt es aber weit mehr. Einer schottischen Legende nach wird mit einem aufgehängten Paar Schuhe seit Jahrhunderten symbolisiert, dass ein Mann seine Unschuld verloren hat. In den USA heißt es, Studenten markierten auf jene Art ihren Abschluss. Dann heißt es, bei Soldaten sei der Brauch entstanden – als Zeichen sollen sie am Ende des Militärdienstes ihre Kampfstiefel über Stromkabel oder Zäune geworfen haben.
Reisende taten es ihnen nach
Für besagte Pappel in Nevada wird erzählt, dass ein streitendes Hochzeitspaar dort die ersten Schuhe in den Baum geworfen hat. Im Bemühen, die Hochzeitsschuhe wieder vom Baum runterzukriegen, hätten sie sich versöhnt. Fortan taten es ihnen andere Reisende nach.
Bei der Stadt Mülheim grübelte man zuletzt auch über den Sinn hinter dem Schuhbaum am Schloß Styrum. Es ging die Mär von einer unbekannten türkischen Tradition herum. Die Stadt wird aber nicht Freund der Selbstläufer-Aktion werden. Sobald der Baum ausschlage, so Stadtsprecher Volker Wiebels, werde das Amt für Grünflächenmanagement die Schuhe aus dem Baum holen. Weil der Hainbuche sonst Schaden drohe.