Dortmund. . Aus den USA kommt ein neuer Trend zu uns: Shoefiti. Auch in NRW baumeln mittlerweile Schuhe an Ampeln an anderem. Die wenigsten stört’s. Nur wenn Oberleitungen betroffen sind, kann es gefährlich werden. Der nächste Trend ist auch schon in Sicht: Brafiti.

Auch das ist ein Schuhtick, aber mal ein ganz anderer: In diesem Fall sind die Treter an den Schnürsenkeln zusammengeknotet und baumeln an Ampeln, an Laternen oder in Bäumen. Sie hängen da oben und tauchen immer als Paar auf.

Shoefiti heißt das Phänomen, das nach Berlin, Hamburg und Frankfurt nun auch in NRW-Städten wie Köln, Dortmund oder Bochum angekommen ist. Es stammt – woher auch sonst? – aus den USA. Das Wort Shoefiti ist zusammengesetzt aus dem englischen Begriff für Schuhe und aus Graffiti.

Shoefiti als Straßenkunst

Passanten wundern sich, weil immer mehr von den Dingern überraschend im Straßenbild auftauchen. Ein Blick hinauf – dann beginnt das Rätselraten. Da wird doch nicht jemand ausgerechnet auf einer Ampel aus den Latschen gekippt sein und sein Schuhwerk kurz vor dem Absturz noch schnell verknotet haben, um es dort oben zurückzulassen... Jüngst zu sehen war das zum Beispiel an der Evinger Straße oder an der Kreuzung Lüdinghauser -/Bayrische Straße im Dortmunder Norden.

Ist das Kunst oder kann es weg? Beides! Wer Shoefiti ambitioniert betreibt, wer also regelmäßig seine ausrangierten Schuhe Richtung Himmel schleudert, der versteht sich durchaus als Vertreter einer Form von Straßenkunst. In Internetforen tauschen sich Anhänger über ihre Erlebnisse und Sichtungen aus. Da sind dann auch Videos zu sehen von Shoefiti-Aktivisten, die ihre Schuhe möglichst kunstvoll und akrobatisch auf Masten und Leinen platzieren oder auch von den Gepäckablagen in Bussen baumeln lassen. Andere schmeißen ihre Latschen einfach heimlich hoch.

Der Kölner Galerist Gérard Margaritis hat ein Herz für diese Menschen. In Zeitungsinterviews sagte er zu dem Thema: "Alles, was im öffentlichen Leben stattfindet, nicht dem gesellschaftlichen Reglement entspricht und andere zum Nachdenken anregt, betrachte ich als Kunst."

"Finger weg von den Stromleitungen"

Für diese Einsicht erntet er nicht von jeder Stelle Applaus. Denn der Trend ist nicht unumstritten. So warnt der Dortmunder Stadtsprecher Michael Meinders: Wer Schuhe auf Ampeln werfe, der mache etwas Illegales. Werde er erwischt, drohe zwar „keine drakonische Strafe“, wohl aber eine Belehrung. „Wenn Mitarbeiter Schuhe entdecken, hängen sie die zügig ab“, sagt Meinders.

Im schlimmsten Fall kann der Schuhtick sogar gefährlich werden. Dann nämlich, wenn Strom- oder Oberleitungen in die Straßenkunst eingebunden werden. „Finger weg von den Leitungen!“, mahnt Bernd Winkelmann, Sprecher des Dortmunder Energieversorgers DSW21.

In Köln ist es schon zu einem tragischen Zwischenfall gekommen. Dort wollten zwei junge Männer (18 und 23) alte Turnschuhe mit einer Teleskopstange von einem Baum angeln. Dabei kamen sie an eine Oberleitung und erlitten Stromschläge. Beide verbrannten sich schwer.

Auf Shoefiti folgt Brafiti

In den meisten Fällen verläuft Shoefiti allerdings völlig schmerzfrei. Selbst im Film. Denn auch in Hollywood sind die hängenden Treter schon angekommen: In „Wag the Dog“ schleudern Dustin Hoffmann und Robert De Niro Schuhe auf Bäume. Allerdings nicht aus Kunstlust, sondern als Ablenkungsmanöver: Sie wollen die Menschen von einer Sex-Affäre ihres Präsidenten ablenken. Da wird aus dem Schuhtick ein Schuhtrick!

In Deutschland betrachten die meisten Menschen die rumhängenden Schuhe wohlwollend bis amüsiert. Sogar in Berlin, wo an einigen Laternen heute schon mehr Schuhe als im gut sortierten Fachhandel zu finden sind. „Ich schaue mir das staunend an und sehe keine Veranlassung, dort einzuschreiten“, sagte Jens-Holger Kirchner, Stadtrat im Bezirk Pankow, in einem Fernsehinterview.

In der Hauptstadt gibt es inzwischen schon die nächste Stufe, auf Shoefiti folgt Brafiti – und man ahnt es: Jetzt werden BHs auf Bäume und Laternen geschleudert.