Mülheim. . Zum sechsten Mal verlieh die Katholische Kirche in Mülheim die Nikolaus-Groß-Medaille am Sonntag während ihres Neujahrsempfangs an einen Bürger, der sich im Sinne des im Jahr 2001 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochenen Widerstandskämpfers verdient gemacht hat.
Zum sechsten Mal verlieh die Katholische Kirche in Mülheim die Nikolaus-Groß-Medaille am Sonntag während ihres Neujahrsempfangs an einen Bürger, der sich im Sinne des im Jahr 2001 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochenen Widerstandskämpfers verdient gemacht hat. Ausgezeichnet wurde Diakon Reinhard Sprafke.
Der Pfarrsaal der Dümptener Gemeinde St. Barbara ist voller Gäste, die gespannt auf die Ehrung des diesjährigen Preisträgers warten, aber sicherlich ebenso auf die Rede des seit 2012 der jüdischen Gemeinde Duisburg, Mülheim, Oberhausen vorstehenden Rabbiners Paul Moses Strasko.
Stadtdechant spricht von Aufbruchstimmung
Stadtdechant Michael Janßen heißt die Gäste mit optimistischen Worten willkommen, darunter zahlreiche Vertreter der Stadt wie der Kirchen. Er spricht von Aufbruchstimmung und dem „immensen missionarischen Charakter der Kirche in unseren Breiten“ und ist überzeugt: „Wir brauchen keine neue Kirche, sondern eine Kirche Jesu Christi, die sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erneuert hat und die Menschen zu Gott führt.“ Die überraschende Wahl des neuen, Barmherzigkeit predigenden und vorlebenden Papstes Franziskus begrüßt Janßen, erkennt die Aufbruchstimmung der Kirche auch im Bistum Essen, das in acht Bistumsforen über die Zukunft nachgedacht habe.
Rabbi schätzt interreligiösen Dialog
Der Rabbiner der jüdischen Gemeinde, Paul Moses Strasko, hielt auf dem Neujahrsempfang der Katholischen Kirche eine leidenschaftliche und mitreißende Festansprache. Er betonte die Gemeinsamkeiten der Kirchen – die Aspekte, die im Christentum, Judentum und Islam zusammenpassen, wie die „aktiven Elemente des religiösen Lebens“ Thora, Gottesdienst und Menschenliebe. Ganz im Sinne eines Schriftgelehrten verglich der US-Amerikaner, der unter anderem am Abraham Geiger Kolleg in Berlin studiert hat, hebräische mit christlichen Texten, ging auf die zehn Gebote ein, die er in jüdischer Tradition nicht als Gebote, sondern als Äußerungen versteht, mit denen der Mensch wieder aktiv umgehen lernen, sie leben soll. „Wir haben sie auswendig gelernt, können sie rezitieren, aber haben wir eine Beziehung zu ihnen?“, fragt er. Wie Nikolaus Groß, Mahatma Ghandi oder Martin-Luther King jr., die ihren Glauben gelebt haben? Die Frage der WAZ, ob der interreligiöse Austausch heute selbstverständlich sei, verneint Strasko: „Alle sagen, er ist wichtig, aber wie tief können wir wirklich gehen?“ Austausch sei eine der wichtigsten Dinge, besonders hier in Deutschland. Er habe gute Erfahrungen mit dem interreligiösen Dialog. Aber er sei nur ein Mensch mit 2700 Gemeindemitgliedern, von denen 99 % aus dem osteuropäischen Raum stammen.
Schließlich ist es an Pfarrer Manfred von Schwartzenberg, eine sehr herzliche, kurzweilige Laudatio auf den diesjährigen Preisträger zu halten: Diakon Reinhard Sprafke wird für langjähriges Engagement in der Gemeinde St. Barbara und dem Evangelischen Krankenhaus ausgezeichnet. „Pastor Julius Buschmann hat Reinhard Sprafke vor mehr als 30 Jahren ermutigt, neben seinem Beruf ein Theologiestudium aufzunehmen, um das Amt des Diakons ausüben zu können“, erklärt der Vorsitzende des Katholikenrates, Wolfgang Feldmann, der die Medaille und Urkunde nicht nur Sprafke überreicht, sondern auch den Damen seines Teams.
Reinhard Sprafke bekam großes Lob
Pfarrer Manfred von Schwartzenberg betont das große Engagement des Diakons beim Aufbau der katholischen Ladenkirche und des Pastoralen Trauerzentrums Heilig Kreuz. Auch sei Reinhard Sprafke kein „Deko-Diakon“, sondern ein wahrer Seelsorger, der sich, wie der Selige Nikolaus Groß, den Menschen zuwendet, im Krankenhaus seit 17 Jahren Tag und Nacht den Menschen beisteht.
Reinhard Sprafke bedankt sich auch bei Bernhard Groß, dem anwesenden Sohn des am 23. Januar 1945 in Plötzensee als Widerstandskämpfer hingerichteten Nikolaus Groß: „Nikolaus Groß hat nicht nur an das Wesentliche geglaubt, sondern das Wesentliche gemacht. So ist die Medaille nicht für mich, sondern für uns alle.“