Mülheim-Styrum. . Kurt Hügen ist ein passionierter Sammler und Heimwerker. In den Höfen und Häusern der Familie, die einst auch die Gaststätte „Sültenfuß“ und einen Obst- und Gemüsehandel in Mülheim-Styrum betrieb, gibt es viel zu sehen: Altes, Schönes und Kurioses.

Wer durch die Moltkestraße läuft, bleibt vor Haus Nr. 37 ganz sicher stehen. Hier öffnet sich ein schmucker Innenhof mit goldgelben Wänden und Kopfsteinpflaster. Und der hat viel zu bieten: einen alten Traktor, eine historische Wasserpumpe, ein hölzernes Mühlrad, ein schönes Wandgemälde, einen Tisch mit vielen bunten Stühlen und verschnörkelte Balkongeländer.

„Erbhof Hügen“ steht auf den alten Schildern, die an der Hausfassade angebracht sind. Hier muss ein Sammler und Bastler zu Hause sein, denkt man – und liegt damit richtig. Kurt Hügen ist ein Meister im Zusammentragen von alten, kuriosen Utensilien und ein passionierter Heimwerker. Schon seit 1956 baut und renoviert und er an seiner Häuserzeile an der Ecke Friedrich-Karl-Straße/Moltkestraße herum. „Eigentlich bin ich gerade damit fertig geworden“, sagt er, fährt dann aber auch schon fort, weitere Um- uns Ausbaupläne aufzuzählen.

Der Mann mit dem Filzhut auf dem Kopf ist ein Ur-Styrumer und im Stadtteil bekannt. Lange Jahre führte er die Gastwirtschaft „Sültenfuß“ sowie einen Obst- und Gemüseladen und ein Blumengeschäft an der Oberhausener Straße. Nichtstun lag und liegt dem Energiebündel nicht. In seiner Freizeit griff und greift er daheim zu Pinsel, Spachtel, Säge und Schraubendreher. „An fast allem, was hier gemacht worden ist, war keine Baufirma dran“, berichtet er ein wenig stolz. Dafür packt(e) seine Frau Marlies regelmäßig tatkräftig mit an.

„Das Leben ist schön in Styrum“

Gustav Becker, um 1800 herum der größte Landwirt in Styrum, würde sich freuen, wenn er das urige Hügen’sche Heim sähe, das heute auf seinem früheren Ackerland steht. 1856 war hier noch das Bauernhaus Hügen - wie ein Foto von Kurts Urgroßmutter zeigt. Später entstanden Wohnhäuser, die 1945 aber in Schutt und Asche lagen. „Als meine Mutter, mein Bruder und ich aus Ostpreußen, wohin wir evakuiert worden waren, zurückkehrten, haben wir erst mal im Luftschutzkeller unter den Trümmern gelebt“, erzählt der heute 78-Jährige. (Der Vater kam nie aus Russland heim.)

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Im niedrigen Kellergewölbe hat Hügen vor Jahren einen Partykeller eingerichtet, mit Möbeln und anderen Gegenständen aus dem „Sültenfuß“-Bistro, aber auch mit den Holzlatten und -bänken aus einem Kuhstall im Kleinwalsertal. „Die Sachen von der Alm hierher zu kriegen, war nicht einfach“, sagt Hügen lachend.

Aus alten Steinen und vielen aufgetriebenen und zugekauften Materialien zog die Familie nach und nach Mietshäuser hoch. Das Vorderhaus an der Moltkestraße kaufte Kurt Hügen später dazu. Dort hatte die Familie Klausing eine Futtermittelmühle geführt. Im zweiten Hinterhof wohnen die Hügens selber, er ist ebenfalls ganz fantasievoll gestaltet. Eine Fachwerkwand mit Galerie, eine alte Pferdetränke, historische Fotografien, ein hölzernes Wegekreuz, Geweihe und vieles mehr kann man hier entdecken. Und Sprüche an der Wand wie diesen: „Das Leben ist schön in Styrum“.