Mülheim/Oberhausen. Gewerkschaftssekretär Andreas Rech kämpft gegen schlechte Bezahlung und schlechte Arbeitszeiten in der Sicherheitsbranche. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den Verdi-Bezirken Mülheim, Oberhausen und Essen. Sein Rat: Beschäftigte sollten sich gut untereinander vernetzen. Doch sein Kampf fängt erst an.
Beschäftigte aus dem Wach- und Sicherheitsgewerbe sollen sich künftig besser vernetzen, um ihre Rechte durchzusetzen. Darum kümmert sich ab sofort Andreas Rech (41), neuer Sekretär bei der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi). Seit Herbst ist er zuständig für den Fachbereich „Private Dienstleistungen“ im Bezirk Mülheim, Oberhausen, Essen. Darunter fallen unter anderem Friseurinnen, Call Center-Beschäftigte und Prostituierte, doch sein Arbeitsschwerpunkt ist die Sicherheitsbranche, in der er seit 1995 tätig war.
„Es herrschen katastrophale Arbeitsbedingungen, darunter schlechte Bezahlung und schlechte Arbeitszeiten“, sagt Rech. „Es lohnt sich, zu kämpfen.“ Diese Erfahrung machte er beim Düsseldorfer Flughafen, wo er sich im letzten Jahr mit seinen damaligen Kollegen einen besseren Lohntarifvertrag erstritt.
Gut ausgebildete Angestellte nur schlecht bezahlt
Sein Kampf bei Verdi fängt jedoch gerade erst an: Branchenriesen wie die Vollmer Gruppe oder Kötter hätten anders als viele Kleinunternehmer zwar Betriebsräte, doch auch namhafte Unternehmen würden selbst gut ausgebildete Angestellte nur schlecht bezahlen. Ein Großteil der Beschäftigten vom Türsteher über den Ladendetektiv bis zum Nachtwächter bekomme trotzdem nur Niedriglohn und müsse für seinen Lebensunterhalt rund 260 Stunden im Monat arbeiten.
Nicht selten gruppierten Chefs zudem ihre Arbeitnehmer in die falsche und billigere Tariflohngruppe ein. Dagegen will Rech vorgehen und spricht jetzt bei hiesigen Arbeitgebern vor. Ziel ist eine gerechte Entlohnung für die Wachleute. Außerdem sollen sich die Beschäftigten vernetzen, um Informationen auszutauschen. Dafür richtet er „Bewacherstammtische“ im Bezirk ein (erster Termin: 20. Januar, 18 Uhr, Sternquelle, Schläferstraße 17, Essen).
Permanenter Druck für Arbeitnehmer
Ein großes Problem für die Branche seien überdies „sachgrundlos befristete Verträge“. Durch sie stünden Angestellte permanent unter Druck. „Viele wagen nicht, sich krank zu melden. Sie kommen mit Schmerzmitteln zugedröhnt zur Arbeit“, sagt Rech. Die Hoffnung auf eine Festeinstellung sei allerdings oft vergebens, da viel Schindluder mit Bildungsgutscheinen betrieben werde.
Durch sie bekommen Firmen Geld von der Bundesagentur, um Arbeitslosen zurück in den Arbeitsmarkt zu helfen. „Man fliegt aber nach einem Jahr raus“, bei einem neuen Arbeitnehmer mit Bildungsgutschein könne die Firma wieder kassieren. „Der Gesetzgeber muss die Praxis überprüfen.“ Vom Wach- und Sicherheitsgewerbe abraten möchte Rech allerdings nicht: „Es ist ein ja gutes Gefühl, Menschen zu beschützen.“