Sie sind „an Bord“, damit die Fahrgäste sich sicher fühlen, wenn sie zu später Stunde mit dem „Nachtexpress“ unterwegs sind. Und natürlich sollen sie einschreiten, sollte etwas passieren. In der Silvesternacht aber schlugen zwei Mitarbeiter eines im Auftrag der Essener Verkehrs AG tätigen Sicherheitsdienstes in ihrem Eifer offenbar über die Stränge. WAZ-Leser Jan G. war nach eigenen Worten Augenzeuge. Was genau sich im Nachtexpress der Linie NE 1 zugetragen haben soll, schildert G. wie folgt:

An der Haltestelle Katzenbruchstraße hetzen zwei Jugendliche, ein Junge und ein Mädchen, heran. Kurz bevor sie den Bus erreichen, schließt der Fahrer die Türen. Der Junge zeigt dem Fahrer daraufhin den ausgestreckten Mittelfinger. Zwei Mitarbeiter von Issa Security, die im Bus für Sicherheit sorgen sollen, fühlen sich offenbar derart provoziert, dass sie den Fahrer auffordern, die Türen zu öffnen. Die muskulösen Männer stürzen den Jugendlichen hinterher, als diese davon laufen, und jagen sie über die Straße. Als sie den Jungen einholen, beleidigen sie ihn auf das Übelste; so schildert es G. Als sich schließlich Fahrgäste einschalten, weil sie die den Einsatz als maßlos übertrieben empfinden, sei ihnen einer der Sicherheitsleute über den Mund gefahren: Sie könnten sich ja bei der Evag beschweren, was G. auch tut. Er selbst sei heilfroh gewesen, als er den Bus habe verlassen können. Sein Eindruck: Von Professionalität keine Spur. Selbst der Busfahrer habe Angst vor der Security gehabt.

Bei der Evag ist der Vorfall aktenkundig. Das Nahverkehrsunternehmen hat sich bereits bei G. entschuldigt. Auch das Unternehmen PTS ist im Bilde. Die ehemalige Tochtergesellschaft der städtischen RGE stellt den Sicherheitsdienst für die Evag. Seit 2010 kooperiert die PTS mit Issa. Auslöser seien seinerzeit eine Reihe von Übergriffen auf Busfahrer gewesen, so Marc-Tobias Huber, Leiter des Service-Managements bei PTS. Auf vier Nachtexpress-Linien fahren Issa-Leute mit. Die Rückmeldungen seien positiv, Beschwerden habe es bislang praktisch nicht gegeben, betont Huber, der sich von den Schilderungen des Augenzeugen umso mehr überrascht zeigt.

Denn für die Mitarbeiter von Issa gelten die selben Verhaltensregeln wie für den hauseigenen Sicherheitsdienst oder wie sie die Evag auch für Ticket-Kontrolleure definiert hat. Provozierende Äußerungen seien „ruhig, aber bestimmt zurückzuweisen“, heißt es in der betreffenden Dienstanweisung.

Was den Vorfall in der Silvesternacht im Nachtexpress NE 1 angeht, kann davon keine Rede sein. Die Schilderung des Fahrgastes nennt die PTS glaubhaft, den Vorwürfen will man nachgehen. Von Issa Security gab es dazu keine Stellungnahme.