Mülheim. Schreib’ mal wieder. Die Mülheimer tun es – und wie! Briefkästen quellen über. Mancher nimmt inzwischen seine Post direkt wieder mit und hofft, dass der nächste Kasten noch Platz bietet. An einem zentralen Standort lag Post sogar schon auf dem Briefkasten.

„Wir reagieren“, sagt Dieter Pietruck, Sprecher der Post NRW, „überall dort, wo es erforderlich wird, machen wir Zwischenleerungen.“ Besonders zentral gelegene Briefkästen sind derzeit schnell voll. Zum Beispiel der im Forum, ein großer Standkasten.

Ursula Jänsch ist empört, täglich wirft sie dort einen Brief an eine Freundin, die krank ist und in Österreich lebt, ein. „Der Kasten ist seit Tagen nicht mehr geleert worden“, ist sie überzeugt und verweist darauf, dass am Montag sogar Post auf und hinter dem Kasten lag und dass aus den Einwurfschlitzen schon Briefe heraushingen. „Wie viel Post mag da verloren gehen“, fragt sie sich. Ihre Freundin habe jedenfalls keinen einzigen Brief aus der vergangenen Woche erhalten.

Post wird wieder mit nach Hause genommen

Nicht nur sie ärgert sich. Silvia Stratmann, Mitarbeiterin einer Arztpraxis in der Mülheimer Innenstadt, berichtet Ähnliches. „Ich wollte gestern die Post aus der Praxis mittags einwerfen. Es ging nicht mehr.“ Wieder ist der Briefkasten überfüllt, wieder ragen Briefe zuhauf heraus. „Ich hab’ die Post wieder mitgenommen und bin zur Bachstraße gelaufen.“ Dort traute sie ihren Augen nicht. Das gleiche Problem. Auch andere Bürger schildern uns, dass sie die Post lieber wieder mit nach Hause genommen haben.

Beim Center-Management im Forum sollen bereits Beschwerden über den überfüllten Briefkasten eingegangen sein. Doch dort ist man dafür nicht zuständig, und auch am Schalter der Postbank nebenan am Hauptbahnhof gibt es nur eine Hotline-Nummer als Trost. Bei der Post ist das Problem angekommen. „Jeder Briefkasten wird einmal täglich geleert, was da im Forum passiert ist, klären wir auf“, sagt Pietruck und vermutet, dass sich große Briefe, möglicherweise von Firmen, im Kasten verkantet haben, so dass weniger Raum zur Verfügung stand. „Eine Zwischenleerung ist dort mittlerweile vereinbart.“

Mit Hilfe eines elektronischen Kontrollsystems kann die Post genau feststellen, wann wo welcher Briefkasten geleert wurde. Das Briefaufkommen liege, so Pietruck, in der Adventszeit etwa doppelt so hoch wie sonst. „Wir werden daher, je näher es an Weihnachten geht, vermehrt Leerungen an stark genutzten Standorten vornehmen, ohne dies extra auszuweisen.“ Der Bereich um den Hauptbahnhof gehöre dazu.

16.000 Pakete täglich im Advent

Einer weitaus größeren logistischen Herausforderung sieht sich die Post angesichts der Paketflut gegenüber. Bis Weihnachten werden in Mülheim täglich rund 16.000 Pakete zugestellt. Um diese Mengen noch zu bewältigen, hat die Post in Mülheim die Zustellbezirke von 41 auf 72 erhöht. „Wir haben 30 zusätzliche Kräfte eingestellt, die mit den Wagen unterwegs sind“, sagt Pietruck und betont das Ziel, jedes aufgegebene Paket möglichst am nächsten Werktag auszuliefern. Bis zu 250 Pakete schafft ein Mitarbeiter am Tag. Rund 90 Fahrer sind momentan im Stadtgebiet unterwegs. Schon heute verspricht die Post: Wer bis zum 23. Dezember um 10 Uhr sein Paket in einer Filiale abliefert, kann davon ausgehen, dass es auch Heiligabend noch ankommt. Für den vierten Advent, 22. Dezember, kündigt die Post einen „Zustell-Sonntag“ an.

Der Paketmarkt wird weiter wachsen, so der Postsprecher. „Wir platzen bereits aus allen Nähten.“ Um für Mülheim mehr Platz für den Paketumschlag zu bekommen, wird im nächsten Jahr eine neue Zustellbasis in Essen aufgebaut. Und: Wer heute nur zu Weihnachten aushelfe, könne sich gute Chancen auf einen festen Arbeitsplatz ausrechnen.