Eltern, die ihr Kind vor 19 Jahren im städtischen Kindergarten angemeldet hatten; oder der Hausbesitzer, der sein Haus längst verkauft hat und vor 33 Jahren letztmals die Grundsteuer per Lastschrift bezahlt hatte: Auch längst nicht mehr Zahlungspflichtige wie die Beispielfälle hatten im Oktober Post von der Stadt bekommen, mit der sie über die so genannte SEPA-Umstellung mit den neuen Kontodaten beim Lastschrifteneinzugsverfahren informiert wurden. Die vermeintliche Panne bei der Versendung der Bürgerinformation (die NRZ berichtete) hatte nun ein Nachspiel. Die Fraktion der Grünen wollte per Anfrage im Hauptausschuss wissen, wie es zu den Irrläufer-Briefen kommen konnte. Es waren schließlich nicht wenige: Von den rund 100 000 verschickten Briefen entpuppten sich nach Angaben von Stadtkämmerer Peter Langner am Montag im Ausschuss 15 000 als Irrläufer an Bürger, die längst keine Lastschriftzahlungen an die Stadt mehr leisten.

Doch nach Langners Erklärung war die „Panne“ gar keine Panne, sondern eine „Ermessensentscheidung“ zwischen zwei Übeln. „Natürlich war es nicht pfiffig, eine alte Damen anzuschreiben, deren Fiffi vor sieben Jahren gestorben ist, räumte er ein. Allerdings: Bei der Vorbereitung der Bürgerinformation hatte sich herausgestellt, dass das Herausfiltern der veralteten Lastschriftkontakte den Rathaus-Server überfordert hätte. Allein beim Aussieben von 70 Test-Fällen sei das IT-System für einen halben Tag lahm gelegt gewesen. Bei allen 15 000 wäre der Server über Wochen ins Ruckeln geraten, berichtete Langner.

So nahm die Stadt in Kauf, sich öffentliche Schelte für die unnütze Postversendung einzuhandeln und schrieb die überflüssigen Portokosten von rund 10 000 Euro ab. Insgesamt kostete die Versendung der rund 100 000 Briefe knapp 92 000 Euro.