Mülheim.

Bereits zum zweiten Mal feierte die Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen am Sonntag gemeinsam mit Mülheimer Bürgern das jüdische Lichterfest „Chanukka“. Auf dem Platz der alten Synagoge entzündete Rabbiner Paul Moses Strasko fünf Lichter des Chanukka-Leuchters – das Lichterfest begann bereits am vergangenen Mittwoch.

An dem achttägigen Chanukka gedenken die Juden des Sieges der Makkabäer über die Seleukiden-Dynastie von Syrien. Als dessen Folge wurde 164 v. Chr. der Tempel gereinigt und wiedergeweiht. Ein Fläschchen Öl, das eigentlich nur für einen Tag reichte, soll genügt haben, den Leuchter acht Tage lang brennen zu lassen. In Erinnerung an dieses Wunder werden jeden Tag nach Sonnenuntergang die Chanukka-Kerzen angezündet. Im krassen Gegensatz dazu stand der Coca Cola-Truck, der auf seiner Weihnachtstour angerollt war. Jedenfalls war der Platz der alten Synagoge sehr gut gefüllt.

Nachdem Rabbi Strasko die traditionellen Gebete gesprochen hatte, waren alle Besucher aufgefordert, die jiddischen Lieder mitzusingen. „Es ist etwas für die Seele, dass wir hier gemeinsam stehen und singen können“, meint Leonid Kleynbyrd, der extra von der jüdischen Gemeinde aus Oberhausen gekommen war, sichtlich gerührt: „Wer hätte gedacht, dass es einmal wieder möglich ist, öffentlich in Deutschland gemeinsam mit Nicht-Juden die Chanukka-Kerzen anzuzünden.“

Ein Stück Versöhnungsarbeit

Viele Mülheimer waren von den Worten des Rabbiners und der Atmosphäre ergriffen und beteiligten sich nach einer kurzen Einführung am Gesang. Für Rabbi Strasko und Patrick Marx, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, war dies keine Selbstverständlichkeit. „Ich gehe davon aus, dass 70 bis 80 Prozent der Anwesenden noch nie ein Chanukka-Fest miterlebt haben“, glaubt der Rabbiner. „Ich freue mich über so viel Neugier und auch Toleranz.“ Passend zum Anlass war ein Bild der alten Synagoge, die 1938 der Reichspogromnacht zum Opfer gefallen ist, an die Fassade des Medienhauses projiziert. Außerdem leuchteten in großen Lettern die Jahreszahlen 1883 und 2013 in den Fenstern – so sollte auf das 130-jährige Jubiläum der öffentlichen Bücherei in Mülheim aufmerksam gemacht werden.

Auch Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld beteiligte sich an der festlichen Zeremonie. Sie betonte wie wichtig es ist, dass das gemeinsame Feiern zu einer Normalität wird, denn auch das sei ein Stück Versöhnungsarbeit. Dass es zur Normalität werden kann, haben am Sonntag viele Mülheimer eindrucksvoll bewiesen.