Mülheim. Der Steinknappen ist eine ruhige Gegend, wäre hier nicht die wandernde Kanalbaustelle der Medl. Seit am Mittwoch, für die Anwohner überraschend, die Kreuzung zu William-Shakespeare-Ring und Härlestraße komplett gesperrt wurde, ist die Stimmung gereizt.
Viele im früheren Kasernenviertel müssen nun einen kilometerlangen Umweg nehmen.Dagmar Rüth etwa, deren Zuhause an der Liverpoolstraße liegt, gelangt nur dorthin, wenn sie über Oppspring, Obere Saarlandstraße, Mendener Straße von unten den Steinknappen hinauf fährt. „Eine Mausefalle“, klagt sie. „An die Baustelle haben wir uns ja schon gewöhnt. Aber keiner rechnete damit, dass die Zufahrt zum William-Shakespeare-Ring gesperrt wird.“
Auch Hilke Kratsch, die direkt am Steinknappen wohnt, gehört zu den Betroffenen, die sich über die Umgestaltung „ohne Ankündigung“ beschweren. Sie müsse beruflich oft nach Essen fahren, was neuerdings nur funktioniert, wenn man die Umleitung über die Mendener Straße nimmt. Dass diese nicht hinreichend markiert ist, bemerkt man vor Ort: Trotz der Schilder Sackgasse, „keine Wendemöglichkeit“, biegen ständig Autofahrer in den Steinknappen ein, drehen aber nach wenigen Metern vor Baggern und Barken irritiert ab.
Beschilderung soll nachgebessert werden
Dass die Medl versäumt habe, die Anwohner frühzeitig zu informieren, räumt Werner Broich, Leiter der Planungsabteilung, ein: „Die Pressemitteilung ist durch ein Versehen zu spät rausgegangen.“ Wofür sich die Medl entschuldigt.
In punkto Beschilderung sollte noch am Donnerstagabend nachgebessert werden: Die Medl wollte am Oppspring zusätzliche Hinweise auf die Umleitung aufstellen.
An einem möglichen „Schleichweg“ gab es in den letzten beiden Tagen schon Turbulenzen: Es handelt sich um ein nicht asphaltiertes Stück der Oxforder Straße, das die Stadt mit mehreren Pollern abgesperrt hat, für die einige Anwohner jedoch Schlüssel besitzen: „Heute Morgen kam es dort fast zu einer Schlägerei“, berichtete Hilke Kratsch am Donnerstag. Einige Autofahrer versuchten sogar, sich an dieser Stelle über den Gehweg zu schlängeln, was das Tiefbauamt jedoch inzwischen durch drei zusätzliche Poller unterbunden hat.
Umleitung über Oxforder Straße zu gefährlich
Viele Anwohner fragen sich nun, warum man diesen Teil der Oxforder Straße nicht vorübergehend als Umleitung öffnen kann, so wie im März, als der Steinknappen wegen einer Bombensuche komplett gesperrt war. Diese Idee war am Donnerstag auch Thema einer Krisensitzung mit Polizei, Straßenverkehrsbehörde und Tiefbauamt, wurde aber aus Sicherheitsgründen abgelehnt.
Den Verkehr über die Oxforder auf die Zeppelinstraße zu führen, wo in einer langgezogenen Kurve in zwei Fahrtrichtungen auch noch Straßenbahnen unterwegs seien, finde vor allem die Polizei „zu gefährlich“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels. „Man muss leider bei der großräumigen Umleitung bleiben.“