Eppinghofen. Zwischen Verein- und Uhlandstraße wuchs seit rund drei Jahren eine multikulturell besetzte Hobbygärtnergemeinschaft. Nun liegen die Parzellen vermüllt und verlassen da. Die Stadt hat Eigenbedarf angemeldet und ihren Vertrag mit dem Verein „Internationale Bewohnergärten Eppinghofen“ gekündigt.
Die Bewohnergärten waren ein Vorzeigeprojekt gelungener Stadtteilarbeit. Eine knapp 1100 qm große Brachfläche war ab dem Frühjahr 2010 dafür hergerichtet worden, unter Einsatz von 25 000 € Fördermitteln des Landes. In der Blütezeit des Projektes waren alle 19 Parzellen vermietet, türkische, deutsche und spanische Familien, Menschen aus Ghana und Sri Lanka ackerten nebeneinander. Erklärtes Ziel war von Anfang an, verschiedene Bewohnergruppen des Stadtteils in Kontakt zu bringen.
Allerdings war die Grünanlage stets nur als „Zwischennutzung“ konzipiert. Der Vertrag konnte mit dreimonatiger Frist gekündigt werden, sobald die Stadt Bedarf anmeldet. Das ist jetzt geschehen, mit Hinweis auf Kanalbauarbeiten.
Arbeiten dauern zwei Jahre
Stadtsprecher Volker Wiebels erläutert, warum den Hobbygärtnern gekündigt wurde: Man benötige die Fläche für den Bau eines Stauraumkanals, eine Art unterirdisches Rückhaltebecken, den die Medl-Tochter SEM hier mit fünf Metern Breite verlege. Für Baustelleneinrichtung und -verkehr mussten die Bewohnergärten weichen.
Beginnen will man mit den Arbeiten, je nach Wetterlage, im März 2014, dauern werden sie voraussichtlich zwei Jahre. „Im Nachgang“, so Wiebels weiter, „wird die Verein- und Uhlandstraße ausgebaut und hier eine provisorische Umgehungsstrecke eingerichtet.“
Von den Bäumen wird nichts bleiben
Von den Bäumchen und Bohnenstauden wird nichts bleiben. Auch das Jugendzentrum Stadtmitte hatte eine Parzelle gepachtet, auf der Kinder und Jugendliche Gemüse pflanzten und Unkraut jäteten. „Im Sommer gab es noch eine allgemeine Aufräumaktion, mit Grillen“, berichtet Isabelle Wojcicki, die zum pädagogischen Team des Jugendzentrums gehört. „Das war nett.“ Nun hätten alle ihr Stückchen Grün räumen, die Geräte herausholen müssen. Die Bewohnergärten wirkten überwiegend gepflegt und ordentlich, meint Isabelle Wojcicki. „Manche Leute waren jeden Tag da, für die ist das jetzt sicher schlimm.“
Alexandra Grüter, die vor rund einem Jahr das Stadtteilmanagement von Daniel Bach übernahm, verspricht, dem Verein bei der Suche nach begrünbaren Alternativen in Eppinghofen zu helfen: „Wir werden uns bemühen, eine neue Fläche zu finden.“ Auch die Stadt will die Bewohner nicht im Regen stehen lassen und sichert Unterstützung zu.
Neue Brachflächen für Bürger
„Gärtnern in der Stadt“ steht über einem Projekt des Amtes für Grünflächenmanagement, das sich allerdings erst im frühen Planungsstadium befindet. Verteilt über das gesamte Stadtgebiet sollen Mülheimer Bürgern Brachflächen zur Verfügung gestellt werden, die sie zeitlich befristet pachten können.
Vorteile könnten solche Bürgergärten beiden Seiten bringen: Die Menschen bekommen ein Stückchen Land, das sie nutzen können, die Stadt braucht diese Brachen nicht mehr zu pflegen. Mögliche Standorte liegen etwa an der Kämpchenstraße oder an der Oberhausener Straße.