Mülheim. . Zum sechsten Mal fand anlässlich des Welt-Diabetestages am Mittwoch in der Stadthalle eine Informationsveranstaltung statt. Der Bedarf an Aufklärung steigt. Denn auch die Zahl der Erkrankten wächst rasant, und viele wissen nicht, dass sie längst dazu gehören.
Die Türen sind keine zwei Minuten geöffnet, da flossen bereits die ersten Blutstropfen. Viele Besucher nutzten die Chance, um ihre Blutzuckerwerte bestimmen zu lassen. Das konnten sie gestern in der Stadthalle ebenso tun, wie sich über medizinische und technische Neuerungen rund um die Zuckerkrankheit zu informieren.
Die Deckenbeleuchtung im Ruhrfoyer leuchtet an diesem Mittwochmittag blau. Abends wird auch die Fassade der Stadthalle blau erstrahlen. Damit gesellt sich Mülheims gute Stube zu bekannten Gebäuden wie dem Brandenburger Tor und dem Weißen (dann Blauen) Haus, die weltweit ein sichtbares Zeichen für den Kampf gegen Diabetes setzen.
Der wird immer wichtiger. „Eine Volkskrankheit“ nennt es Bürgermeisterin Renate aus der Beek in ihrem Grußwort. Dr. Benedict Lacner, der Facharzt für Innere Medizin mit Diabetologischer Schwerpunktpraxis ist und den Informationstag initiierte, kann Zahlen nennen: „7 % der Mülheimer sind Diabetiker.“ Damit steht die Stadt, ebenso ganz Nordrhein, gut da. In Sachen-Anhalt seien 13 % aller Bürger betroffen. Als niedrigen Wert nennt er die Augsburger 5,9 %. „Es gibt in Deutschland ein Nord-Süd-Gefälle“, weiß Lacner.
Prävention ist da das Stichwort
Trotz der vergleichsweise guten Zahlen gilt für Mülheim wie für ganz Deutschland: Tendenz steigend. In den letzten 20 Jahren hat sich laut Lacner der Anteil der Diabetiker an der deutschen Gesamtbevölkerung fast verdoppelt: von 6 auf 11 %. Hinzu kommen jene 30 %, die zwar Diabetiker sind, es aber nicht wissen. Die, so Dr. Lacner, „Symptome über Jahre nicht erkennen oder falsch deuten“. Da werde der verstärkte Durst etwa auf einen warmen Sommer oder salziges Essen geschoben. Diese Zielgruppe möchte er besonders erreichen.
Prävention ist da das Stichwort, das der Facharzt medizinisch versteht und mit „Schulung“ übersetzt. Deshalb sind nicht nur Hersteller von Zubehör, wie Messgeräten oder Insulinpens anwesend, sondern auch Akteure, wie der VBGS mit seinen Diabetiker-Sportkursen, Orthopädie-Spezialisten und die Krankenhäuser. Ergänzt wird dies mit verständliche Fachvorträgen.
Dennoch sind die meisten Anwesenden selbst betroffen. Wie Gudrun Türke, die „seit Jahren diese Gelegenheit nutzt, um sich zu informieren“. Karin Kleinholz hingegen ist erstmals Mal da. Bei ihr wurde Diabetes erst kürzlich diagnostiziert. Da nutzt sie das geballte Informationsangebot gerne: „Es ist wichtig zu wissen, was es alles so gibt.“