Mülheim. .

Rhetorisch versierte Persönlichkeiten waren schon viele zu Gast im Haus Urge, in das der Hausherr „Zenit“ regelmäßig einlädt. Prof. Robert Schlögl hatte jetzt seinen Auftritt dort, wo einst auch Hugo Stinnes residierte. Schlögl redet etwa eine Stunde, ohne Punkt und Komma. Es ist s e i n Thema: Energiewende, Gewinnung von Energie, Speicherung, Nachhaltigkeit, Machbares.

Wer ihm zuhört, hängt förmlich an seinen Lippen, ohne längst immer alles zu verstehen, was der mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftler und Gründungsdirektor des neuen Max-Planck-Institutes für Chemische Energiekonversion in Mülheim von sich gibt. Was die rund 100 Gäste am Ende mitnehmen, sind keine perfekten Antworten, es ist Nach- und Bedenkenswertes. Die beste Energiewende wäre für Schlögl jene, die auf geschlossene Kreisläufe baue, bei denen eben nicht am Ende die Gesellschaft mit unerwünschten Nebenwirkungen und Nebenprodukten zu kämpfen habe. Das wäre für ihn nachhaltig.

Was ist überhaupt notwendig?

Die Eile der Politik macht dem Wissenschaftler zu schaffen. Einen Gleichschritt mit der Technologie und der Wissenschaft würde er sich wünschen, ein Aufbauen von belastbaren Technologien, ebenso eine Antwort auf die Frage: Was ist überhaupt notwendig?

Mit Tempo sei die Erde vor dem Klimawandel nicht zu retten, der komme ohnehin, wie er erdgeschichtlich sich immer abgespielt habe. Auch die Energiewende selbst sei nichts Besonderes. Schlögl verweist auf die vergangenen 100 Jahre, wo es gleich vier Energiewenden gab, die letzte ausgelöst durch die Wiedervereinigung. Man spürt, der Forscher will auch Gelassenheit bei dem Thema vermitteln.

Auch die Wissenschaft denkt nicht einheitlich

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Klare, realistische Zielvorgaben und „Leitplanken“ für die Wende fehlen ihm. Die gesetzte Marke, im Jahr 2050 an die 80 Prozent erneuerbare Energie einzusetzen und nur noch auf Reste von Gas und Kohle zurückzugreifen, hält er für unrealistisch. „Gut gemeint ist nicht immer auch gut gedacht.“ Die Energiewende müsste aus Sicht des Wissenschaftlers zudem eine europäische sein. „Doch wir betreiben eine Energiepolitik in NRW und eine in Bayern.“

Von der Wissenschaft erhoffe sich die Gesellschaft Klarheit, sagte Dr. Otmar Schuster, Vorsitzender des Netzwerks Zenit e.V. . Doch kann Wissenschaft diese Klarheit liefern, gerade der um Lösung ringenden Politik? Ernüchternd die Antwort von Schlögl: Auch die Wissenschaft denkt nicht einheitlich und mit einer Stimme spricht sie schon gar nicht. Das macht es für Politik nicht einfacher.