Mülheim an der Ruhr. . Seit März regiert in Mülheim der Rock'n'Roll, Swing und Blues der 50er Jahre - zumindest im Hapa Haole. Das American-Diner-Restaurant mit hawaiianischem Flair eröffnete im März an der Sandstraße und bietet seitdem am Wochenende einen Treffpunkt für das Who is Who der Rockabilly-Szene.

Betritt man das Hapa Haole an der Sandstraße, ist es, als begebe man sich auf eine kleine Zeitreise. Seit März steht das ehemalige Lokal des legendären Freeland ganz im Zeichen des Rock’n’Roll, Rockabilly, Swing und Blues der 50er Jahre. Unter der Woche bekommen die Gäste im Restaurant mit hawaiianischem Flair typische American Burger-Spezialitäten – am Wochenende trifft sich hier das Who is Who der Rockabilly-Szene.

So auch am Samstagabend. Frauen in Petticoats, Männer mit der obligatorischen Haartolle und Damen, die an Stewardessen aus vergangenen Jahren erinnern, feiern gemeinsam zu Bands wie „Wild Wind“ und „Phil Haley & His Comments“ aus Großbritannien. Und man merkt schnell: Hier trifft sich eine große Familie. Fast jeder kennt jeden, egal ob aus Mülheim, Moers, Essen oder sogar Berlin. „Es gibt nicht viele Läden, wo solche Musik gespielt wird und dann auch noch live“, erklärt Xenia aus Bochum. „Hier im Ruhrpott ist das die einzige Möglichkeit.“

Immer mehr junger Zuwachs

Viele der Gäste dürften schon mit der Musik aufgewachsen sein, die Szene erfreut sich aber auch über immer jüngeren Zuwachs. Und eines haben die Rockabillys und Rockabellas, wie sich die Anhänger der Szene selbst bezeichnen, gemeinsam: Für sie ist es kein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung. „Da rutscht man im Laufe seines Lebens einfach rein“, erklärt Brandus, der schon seit über 30 Jahren in der Szene verwurzelt ist. Als andere Kinder beim Einkaufen ihre Mütter um ein Spielzeugauto anbettelten, war für den 48-jährigen Essener eine Elvis-Platte das Größte.

Die Atmosphäre im Hapa Haole erinnert ein wenig an den Film „Eis am Stiel“. Cocktails und Milchshakes stehen auf den Tischen, auf der Tanzfläche wird noch waschechter Rock’n’Roll getanzt. Mit seiner Tiki Diner & Musik Bar hat sich Inhaber Benjamin Wroblewski einen Lebenstraum erfüllt. Angefangen hat er mit einem kleinen Burger Imbisswagen. Schon damals gehörte er selbst der Szene an und eröffnete dann zunächst in Witten sein erstes Hapa Haole und ist nun nach Mülheim umgezogen. Sieben Tage die Woche ist sein Lokal für die Gäste geöffnet, und auch heute steht der Oberhausener noch selbst in der Küche. Als eingefleischter Rockabilly sind natürlich auch für ihn die Konzerte am Wochenende das Highlight. Und er bemüht sich stets, dass auch wirklich gute, authentische Bands bei ihm auf der Bühne stehen. „Wenn die Bands fertig sind, ist aber noch lange nicht Schluss“, erzählt Wroblewski. „Damit unsere Gäste weiter tanzen können, legt danach noch ein DJ auf – aber natürlich ganz klassisch mit Vinyl!“

Die beiden englischen Bands heizen ein

Das Publikum am Samstag dankt es ihm. Die beiden englischen Bands heizen ein, so dass es kaum jemanden auf dem Stuhl hält. Besonders ein Paar Mitte 60 zieht die Blicke der Anwesenden auf sich. Stundenlang rocken sie die Tanzfläche. „Wir haben uns Ende der 60er in der Tanzschule kennengelernt und sind seitdem nicht nur auf der Tanzfläche ein Team“, erzählt Dagmar Heimig. Die 64-jährige Essenerin ist froh, jetzt ganz in der Nähe die Möglichkeit zu haben mit ihrem Mann ihrem größten Hobby nachzugehen: Dem Rock’n’Roll und einander sind sie nämlich seit Jahrzehnten treu geblieben.