Mülheim. .

Andere haben den Blues und sind deprimiert, Joe Bax hingegen macht Blues glücklich. Als „roten Faden“ bezeichnet er diese Musik, die sich seit der Kindheit durch sein Leben zieht, die für ihn Leidenschaft ist und der Ursprung der musikalischen Moderne. Und so wird Papa Joe seinen 70. Geburtstag so verbringen, wie die meisten zuvor: auf der Bühne mit seinem Saxophon.

Eigentlich hatte Joe Bax keine andere Wahl, als musikalisch zu werden, denn im Krupp-Haus auf der Heimaterde, in dem er als Jürgen aufwuchs, spielte immer Musik. Der Vater hatte eine Vorliebe für Sinti-Swing und Jazz, Onkel und Tante spielten Geige und Gitarre, der Großvater war Gitarrist und Sänger. Abends traf sich Familie Bax zum gemeinsamen Musizieren. „Die zogen richtig ab“, erinnert sich Joe Bax – und das ist einer Zeit, als in Deutschland noch die grüne Heide besungen wurde und der Jägersmann in sein Horn blies.

Die erste Gitarre mit zwölf

Zwölf Jahre war Joe Bax alt, als er seine erste Gitarre bekam – jedoch nicht, wie erhofft, die schwarze mit den Palmen drauf. Sein Vater riet ihm ab: So schick sie aussah, der Klang ließ zu wünschen übrig. Und der Sound, der geht immer vor. Im CVJM lernte er die Griffe und spielte Rock’n’Roll-Songs nach. Vor allem Lieder von Elvis und Little Richard versuchte er „sich draufzutun“. Nur ein Jahr später hatte er mit einem Elvis-Cover den ersten Auftritt: Für einen amerikanischen Sender spielte er „Hound Dog“ und hatte dabei „so viel Adrenalin drin“, dass ihn das durch das Stück trug.

Das Kribbeln ist bis heute geblieben, obwohl er bereits unzählige Auftritte absolviert hat – und das mit unzähligen Bands. Eine Skiffle- und Blues-Band namens „Woodwalkers“ machte den Anfang, die zweite Combo, „Les Aimables“, spielte Jazz und brachte Joe Bax zum Saxophon. „Die hatten schon zwei Gitarristen und die waren beide besser als ich.“ 450 DM kostet ein gebrauchtes Saxophon damals, der Vater brachte 350 Mark im Monat nach Hause – dennoch lag das Instrument unterm Weihnachtsbaum.

Viele Bands sollten folgen. 15 führt Joe Bax in seiner Vita auf, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. „Es gibt Abschnitte im Leben“, sagt er. Bei Joe Bax waren die wohl tiefgreifender als bei anderen: So zog er drei, vier Jahre musizierend mit Sinti durchs Land und wurde als „Rotbärtchen“ in den Clan aufgenommen.

Beruf als „Schmücker“

Auch als es ihn beruflich nach Hessen verschlug, suchte er sich dort zuerst eine Band, „Chillon Crossover Blues“, in der er bis heute spielt. Zudem blieb er seiner Mülheimer Formation „Bluesdogs“ treu. Als Schaufenstergestalter verdiente er sein Geld und fühlte sich in der Branche wohl: „Schmücker sind ja auch schräge Vögel.“ Und die Kollegen waren es, die ihm, als er 17 war, den Spitznamen „Joe“ verpassten, der um ein Papa ergänzt wurde.

„Ich wollte nie Musik für Musiker machen, sondern lieber Blues fürs Publikum“, sagt der noch 69-Jährige, der der Meinung ist: „Das Saxophon muss quietschen.“ Perfektionismus ist für ihn nichts, es muss Seele haben, unter die Haut gehen. So denkt er gar nicht daran, in musikalische Rente zu gehen: „Wenn ich auf der Bühne stehe, sind alle Zipperlein verschwunden.“