Mülheim. Eine Geburtstagsfeier, auf der 40 junge Gäste der Oberstufe des Gymnasiums Broich anwesend waren, wurde durch mehrere Polizeibeamte vorzeitig beendet. Grund seien Beschwerden von Anwohnern gewesen. In einem offenen Schreiben erheben die Schüler nun massive Vorwürfe gegen die beteiligten Beamten.
Die Fete zum 18. Geburtstag nahm ein plötzliches Ende, dafür sorgte die Polizei nach Beschwerden über nächtlichen Lärm. Einige der rund 40 jungen Gäste im Alter zwischen 16 und 18 Jahren fühlten sich dabei von den Polizeibeamten unangemessen behandelt und machten ihrem Unmut nun mit einem offenen Brief Luft.
Dieser traf jetzt nicht nur in der Redaktion, sondern auch im Polizeipräsidium Essen/Mülheim ein. In dem Schreiben beklagen Schülerinnen der Stufe 12 des Gymnasiums Broich das Verhalten einiger Beamte, die grob mit den jugendlichen Gästen umgegangen sein sollen. Drohungen sollen gefallen sein, wie man würde ihnen „die Nase blutig schlagen, wenn sie nicht bald verschwinden“, oder wie „die Hunde auf sie loslassen“, so schreiben es die Schülerinnen.
Beschwerden über Ruhestörungen nach Mitternacht
Die Geburtstagsfeier fand bereits vor drei Wochen in Saarn statt und wurde in der Nacht zum Samstag, 21. September, unter dem Einsatz mehrerer Streifenwagen aufgelöst. Grund waren Beschwerden über Ruhestörungen nach Mitternacht, was Anwohner bei der Polizeileitstelle beklagt hatten. Etwa eine Stunde vor diesem Einsatz, gegen 1 Uhr, hatte eine Polizeistreife die Feiernden bereits um mehr Ruhe ermahnt.
Wer von der Polizei ermahnt wurde, hält sich zumeist an die Weisung
Die Polizei geht regelmäßig Beschwerden nach, die sich gegen Ruhestörungen richten. Auch in der Nacht zum 21. September gab es mehrere Einsätze, so ein Polizeisprecher. Die Polizei fordert dann dazu auf, die Musik leiser zu drehen oder die Fenster zu schließen. Die meisten hielten sich auch an die Ermahnung. Es sei die „absolute Ausnahme, dass man Weisungen der Polizei nicht Folge leistet“, betont ein Sprecher.
Offenbar wurde es nicht leise genug: Um die rund 40 Schülerinnen und Schüler, die sich gegen 2 Uhr noch auf der Feier, die im Freien stattfand, befunden haben sollen, wurden von der Polizei nach Hause geschickt. Die Polizei bestätigt den Einsatz in der Straße Wintgensweg in der besagten Freitagnacht.
Vier Streifenwagen beteiligt
Um 0.40 Uhr sei über den Notruf erstmals eine Beschwerde wegen Ruhestörung eingegangen: Feuerwerk solle dort abgebrannt worden sein. „Um 1.55 Uhr kam dann wieder eine Beschwerde wegen zu lauter Musik herein“, sagte Polizeisprecher Peter Elke. Kurz nach 2 Uhr sei dann dieselbe Polizeistreife im Einsatz gewesen und offenbar nicht auf Einsicht gestoßen. „Um 2.14 Uhr wurden weitere Wagen angefordert, weil durch den einen Streifenwagen die Ruhe nicht hergestellt werden konnte“, sagte der Polizeisprecher. Insgesamt vier Streifenwagen, darunter ein Diensthundeführerwagen, hätten aufgrund der hohen Anzahl der Gäste die polizeiliche Auflösung der Feier begleitet.
Die Schülerinnen beklagen in ihrem Schreiben, dass auch Gäste, die dort übernachten wollten, von der Polizei vom Grundstück verwiesen worden sind. „Wir haben kein Feuerwerk abgebrannt“, sagte eine Schülerin dieser Zeitung. Weil in den Geburtstag hineingefeiert worden sei, seien um 2 Uhr noch viele Gäste auf der Party gewesen, die eigentlich erst um Mitternacht richtig angefangen hätte.
Massive Vorwürfe in Beschwerdeschreiben
Im Polizeipräsidium Essen/Mülheim liegt der offene Brief der jungen Leute vor. Derzeit könne sich die Behörde allerdings nicht dazu äußern. „Aufgrund der massiven Vorwürfe in dem Beschwerdeschreiben werden erst alle beteiligten Beamten angehört“, erläutert Peter Elke. „Wir klären ab, was dort genau vorgefallen ist.“ Der Polizeisprecher sagte, dass die Beamten nach dem Einsatz eine Ordnungswidrigkeitenanzeige wegen Ruhestörung und eine Strafanzeige wegen Beleidigung verfasst hätten.
Die 17- bis 18-Jährigen Schülerinnen, die sich das Beschwerdeschreiben gemeinsam überlegt haben, beschäftigt das Ereignis noch immer. Auch an den Jugendkontaktbeamten der Polizei, der regelmäßig eine offene Sprechstunde an ihrer Schule abhalte, hätten sie sich jetzt gewandt, berichtet eine 18-Jährige.