Mülheim. Der Künstler Peter Helmke plädiert für eine Weiterentwicklung des Schaufensterwettbewerbs. Der Leerstand wäre das Thema für ihn.

Mit 56 Geschäften beteiligen sich zwar mehr Händler als bisher am Schaufensterwettbewerb, so elektrisierend wie bei den ersten beiden Malen wirkt die dritte Auflage allerdings nicht. Das Gebiet mit den Teilnehmern ist nicht mehr so konzentriert und recht zerfasert und erstreckt sich vom Rathaus bis zum Dickswall. Am konzentriertesten ist es noch am Löhberg. Es gibt durchaus Interessantes, das zum Stehenbleiben und Reden anregt wie die Miniaturen von Oliver Hilterhaus, aber das Besondere muss man suchen. Doch es fällt auf, dass weniger Künstler mitmachen.

Für Peter Helmke, den Sieger des Vorjahres und Zweitplatzierten bei der Premiere, ist das auch nicht überraschend. Für ihn persönlich sei das gute Abschneiden sehr hilfreich gewesen. Mit seinen Partnern habe er in beiden Fällen auch großes Glück gehabt. Einige seiner Kollegen hätten aber weniger glück gehabt: Viel Arbeit, hohe Auslagen und wenig Dank und sogar nicht eingehaltene Versprechungen. Und das bei den oft ohnehin prekären wirtschaftlichen Situationen, in denen sich Künstler befinden, die sich dann mit Nachtwachen im Krankenhaus durchschlagen müssen. „Der Künstler soll die Wirtschaft ankurbeln und bekommt dafür kein Geld“, bringt es Helmke auf den Punkt. Der Händler, auf den im Schaufensterwettbewerb alles zulaufe, müsse als Teilnahmegebühr zwar 50 Euro zahlen, spare aber die Kosten für den Dekorateur. Von dieser Gebühr sehe der Künstler aber nichts. Damit der Künstler nicht zum Bittsteller werde, hatte er bei den Vorbereitungstreffen ein geringes Honorar für die Kreativen vorgeschlagen, was dann als „überheblich“ angesehen und abgelehnt worden sei.

Veränderung der Struktur

Überhaupt sieht er jetzt die Zeit für ein neues Konzept gekommen – und das aus mehreren Gründen. Er ist der Meinung, dass personelle Veränderungen auch eine Änderung der Struktur nach sich ziehen müssen. „Das ist ja auch der größte Knackpunkt bei ‘Wetten, dass...’ im Fernsehen.“ Die Initiatorin, Daniela Städter von der Wirtschaftsförderung, hatte die beiden ersten Male mit großem Engagement umgesetzt und Kontakt zu allen Beteiligten gehalten. Nach ihrem Weggang macht es jetzt eine Agentur.

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Das größte Problem in der Stadt ist aber der Leerstand. Eigentlich, so findet er, müssten die Eigentümer, die ihre Läden leer stehen lassen , eine Fehlbelegungsabgabe zahlen und nicht auch noch steuerlich davon profitieren können. Der 45-Jährige hatte auch eine Idee für einen Leerstand: die leere Box. Er würde Leute auffordern, ihm einige Gegenstände zu bringen und ihm dazu eine Geschichte zu erzählen. Die würde er weiterspinnen, ein kleines Booklet dazu anfertigen und aus den Gegenständen ein Kunstwerk machen. Das würde allerdings 250 Euro kosten. Es wäre also nichts für Privatleute. Helmke denkt eher an Geschenke, etwa bei Firmenjubiläen. In weiteren leerstehenden Läden, regt er an, könnten andere Gruppen, von der Häkelgruppe bis zum Musik-Ensemble einen Monat lang mit ihren Qualitäten glänzen. Sie sollten Möglichkeiten eröffnen, Passanten zum Staunen und Lachen bringen. Die Teilnehmer sollten nicht nur Blümchenbilder zeigen, sondern Geschäftsideen entwickeln, die in normalen Läden nicht möglich wären und schauen, was sich daraus ergibt. Helmke selbst hat vor einigen Jahren in der Altstadt schon einmal eine Pop-Up-Galerie betrieben, in der er mehrere Künstler präsentierte.

Einen Leerstand füllt er demnächst auch wieder. Zum Monatswechsel zieht er mit den Freunden der Eggspo um Kuno Lange, die nicht nur zu Ostern die Kunst aus dem Ei pellen wollen, in das ehemalige Goldlinie-Ladenlokal am Löhberg 9. Unter dem Titel „Original und Fälschung“ zeigt der Fotograf Klaus Jost seine Kollegen dann in den Posen bekannter Künstler.

Er hatte auch eine Idee für den Schaufensterwettbewerb. Er wollte Fenster der Sparkasse mit Porträts bekannter Bankräuber füllen. Motto: Verbrechen lohnt sich nicht. Daraus wurde nichts. Die Sparkasse bleibt wohl bei den Fähnchen.