Mülheim. . Gewerbliche Hubschrauberflüge sollen am Flughafen Essen/Mülheim komplett eingestellt werden — Rettungs- und Polizeiflüge ausgenommen. Dies beschloss jetzt eine Ratsmehrheit und folgte damit einem Antrag der SPD.
Entspannung für Anwohner? Gewerbliche Hubschrauberflüge sollen am Flughafen Essen/Mülheim komplett eingestellt werden — Rettungs- und Polizeiflüge ausgenommen. Dies beschloss jetzt eine Ratsmehrheit und folgte damit einem Antrag der SPD, die diesen kurzfristig vorlegte. Der Antrag hatte es in sich, denn er warf sozusagen einen Antrag von CDU, Grünen und MBI aus dem Rennen, der lediglich eine Flugbegrenzung an Wochenenden und Feiertagen auf 9 bis 13 Uhr vorsah.
Mit dem Beschluss wird die Stadt als einer der drei Gesellschafter des Flughafens aufgefordert, in der Gesellschafterversammlung mit der Stadt Essen und dem Land für die Einstellung einzutreten. Der Rat der Stadt Essen hatte zuvor für die befristeten Flugzeiten an Wochenenden und Feiertagen votiert.
Warum die radikale Variante? „Der Hubschrauberlärm ist immer da, nicht nur am Wochenende. Er ist für die Anwohner unzumutbar“, betont SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering und hält lediglich eine Beschränkung der Flugzeiten für völlig unzureichend.
Bürger beschweren sich seit Monaten
Die Grünen werfen der SPD „Vernebelungstaktik zu Lasten lärmgeplagter Anwohner“ vor. „Was vordergründig gut klingt“, kritisiert deren Fraktionssprecher Tim Giesbert, „ist doppeltes Spiel der SPD.“ Die Grünen sehen in der kompletten Einstellung der Hubschrauberflüge erhebliche juristische Hindernisse. Dafür wäre eine Änderung der Landeplatz-Genehmigung erforderlich, die sich bis zu fünf Jahre lang hinziehen könnte.
Weniger, so die Grünen, wäre daher für die Anwohner mehr gewesen. Giesbert geht sogar so weit und wirft der SPD vor, dass sie die Hürden kenne und es ihr nur darum gehe, den jetzigen Zustand beizubehalten.
Seit Monaten gibt es Beschwerden von Bürgern in Mülheim und Essen über die Lärmbelastung durch jährlich über 4000 Hubschrauberflüge. Die Bezirksregierung wurde eingeschaltet, die sieht sich jedoch außer Stande, wegen der vorliegenden Betriebsgenehmigung dagegen vorzugehen.
Netzwerk: "So verliert man nur Zeit"
Das Netzwerk gegen Fluglärm, das die Bürger im Kampf gegen den Lärm unterstützt, sieht in dem jetzigen Ratsbeschluss ebenfalls keinen geeigneten Weg, um das Problem zu lösen.
Deren Sprecher Waldemar Nowak sagt: „Wir begrüßen jedes Ansinnen zur Lärmminimierung, aber nicht so. Juristisch ist ein komplettes Verbot nicht durchzuhalten, es geht lediglich Zeit verloren, der Lärm bleibt.“ Für Nowak steckt hinter dem SPD-Antrag bereits Wahlkampf: „Man will sich bei Anwohnern beliebt machen.“