Mülheim. .

Kann der Rathausmarkt nach einer Generalüberholung tatsächlich „Mülheims gute Stube“ werden, repräsentative „Stadtbühne“? Hauseigentümer und Gewerbetreibende ringsum sind aufgrund der bisherigen Planungen skeptisch. Sie sehen einen wesentlichen Mangel im Konzept zur Zukunft des Rathausmarktes, das die Stadt mit Bürgern entwickelt hat: Außen vor geblieben sei, welche wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu schaffen seien, damit die den Platz säumenden Bürgerhäuser am Löhberg aufblühen.

Auf Initiative der WAZ kamen nun vier Eigentümer und Händler vom Löhberg für ein Gespräch über die Zukunft des Rathausmarktes an einen Tisch: Dr. Otmar Schuster und Junior Hanns-Florian (Geohaus), Rüdiger Espitte (Tepel am Markt) sowie Joachim Schweins (Elektro Folkenborn).

"Es rechnet sich nicht“

Die Planung für die Revitalisierung des Platzes, so Dr. Otmar Schuster, greife zu kurz. Wieder nur einen Platz zu verschönern, reiche nicht aus, um für Belebung zu sorgen. Die Planung reiche nur an die Fassaden der angrenzenden Häu­ser heran. So sei nicht abzusehen, dass auch dort, weil nötig, investiert wird. „Eine gute öffentliche Planung“, sagt Schuster, „erkennt man daran, dass die Bürgerhäuser blühen.“

Dies sei offensichtlich in der Innenstadt an vielen Stellen nicht der Fall. Konkret am Löhberg: „Wer hier als Eigentümer durchrechnet, wie die Häuser auf einen erstklassigen Stand für gute Mieten zu bringen sind, stellt fest: Es rechnet sich nicht.“ Problem seien sowohl die Gebäudetiefen wie auch die erlaubten Höhen. Mit der baurechtlichen Erlaubnis, ein Stockwerk draufzusetzen, ist sich Schuster sicher, sähe dies schon anders aus.

„Es ist uns ja nicht einmal gestattet, an unsere Mietwohnungen Balkone anzubauen“, sagt Rüdiger Espitte, dem das Haus Löhberg 76 gehört. Entsprechend geringere Mieteinnahmen wirkten entwicklungshemmend. Höherwertige Wohnungen am Markt, auch marktgängige Ladenlokale ließen sich bei den gegebenen Restriktionen nicht refinanzieren.

Gastronomie soll angesiedelt werden

Als ein Ergebnis der Bürgerbeteiligung zum Nutzungs- und Gestaltungskonzept für den Platz steht der Wunsch, dass sich in der Häuserzeile am Löhberg (neben dem bestehenden Eiscafé Sanremo) neue Gastronomie ansiedelt. Espitte ist skeptisch, ob sich hierhin Gastronomen locken lassen.

Zumal als Konkurrenz noch die Gastronomie am Ruhrbania-Becken entstehe. Gleichwohl: Viel Platz im Parterre gibt es bzw. wird es geben. So räumt etwa die Sozialagentur ihren „Zielpunkt Job“, Zwischenmieter für nur zwei Jahre wird das Baustellenmanagement von Ruhrbania-Baufeld II. Auch das Geohaus erwägt, wenn in zwei Jahren der Mietvertrag im sanierungsbedürftigen Gebäude ausläuft, einen Standortwechsel.

Kritik am Wegfall der Parkflächen

Ein Rathausmarkt ohne ansprechende Bürgerhäuser am Löhberg? „Ein schöner Baum auf dem Rathausmarkt wird nicht reichen“, sagt Otmar Schuster. „Das eigentliche Leben muss in der Randbebauung stattfinden.“

Grundsätzlich kritisieren die Löhberg-Anlieger den geplanten Wegfall der oberirdischen Parkflächen auf dem Rathausmarkt. „Nicht alle Kunden, insbesondere ältere, fahren in die Tiefgarage“, sagt Joachim Schweins von Elektro Folkenborn. Er fürchtet als Händler weiteren Kundenschwund. Der Markt könne ja Stadtbühne für Veranstaltungen sein, an veranstaltungsfreien Tagen solle er aber zum Kurzzeitparken zur Verfügung stehen. Die Werbegemeinschaft Innenstadt denkt laut Rüdiger Espitte derweil über ein Bonusprogramm für Kurzzeitparker nach.