Für Erich Kröhan (88) ist die Sache klar. Da die Zukunft des Rathausmarktes wie berichtet fürs Erste ohne Markt auskommt, ist nun auch für das Wort die Zeit abgelaufen. „Man sollte künftig einfach vom Rathausplatz sprechen“, sagte Kröhan und empfahl im Gespräch mit der Redaktion eine entsprechende Umbenennung.
Die macht für den langjährigen Mülheimer Landtagsabgeordneten (SPD, von 1966 bis 1990) gleich doppelt Sinn. Denn der Begriff Markt ließe sich schließlich gleichsam exportieren; allerdings nicht auf die Schloßstraße, die nun dem Wochenmarkt Platz bieten soll. Kröhan, weit gereist, wünscht sich einen überdachten Markt, der ein ganzjähriges Einkaufserlebnis bietet. „Alle größeren deutschen Städte haben das“, sagte Kröhan, „warum sollte das ausgerechnet in Mülheim nicht funktionieren?“ Wenn das Angebot stimmt und das Ambiente könne das den Mülheimern ein Stück verloren gegangenes Stadtgefühl zurückgeben.
Einen Ort für einen überdachten Marktplatz hat er auch schon, mitten in der Innenstadt, bestens erreichbar: den Kaufhof. Der war einmal der Gegenpol zum Forum und als vitaler Marktplatz könnte er es wieder sein. Egal, ob das Gebäude dafür abgerissen oder entkernt werden muss - „es ist der beste Platz dafür“, sagt Kröhan, der sich nun wünscht, dass Politik und Verwaltung an dieser Lösung arbeiten. Und zwar „gemeinsam mit dem Eigentümer“, dem Immobilienkaufmann Jochen Hoffmeister.
Für Stadtsprecher Volker Wiebels ist die Namensumbenennung „ein interessanter Vorschlag“. Darüber habe wie jüngst in der Bezirksvertretung die Politik zu entscheiden. Allerdings müsse der Vorschlag zuvor offiziell bei der Stadt eingehen, entweder über die Bürgeragentur oder eine Partei müsste ihn sich zu eigen machen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Straßen und Plätzen habe der Rathausmarkt einen Vorteil. Postalisch ist er keine Adresse. Die Geschäfte an der Längsseite gehören noch zum Löhberg. So müsste man sie nicht danach befragen, was sie von einer Umbenennung halten. Die Verwaltung, so Wiebels weiter, will den Vorschlag prüfen, bewerten und der Politik etwas vorschlagen. Er denkt allerdings, dass der Name Rathausmarkt bei der Bevölkerung sehr stark verankert ist. Und die SPD? Sie sieht langfristig den Rathausmarkt als Standort für einen Wochenmarkt, wenn er sich wieder erholt hat, wie Fraktionsgeschäftsführer Claus Schindler sagt. Bis dahin sei er Standort für Themenmärkte. Also kein Grund für eine Umbenenneung.